(Quelle: Momoko Berthold)
Am 25. November findet an der Kantonsschule am Burgraben zum zweiten Mal der Politiktag statt. Die angemeldeten vierten Klassen werden einen Morgen lang in einem Vortrag, Workshops und Diskussionsrunden verschiedene Aspekte des Themas Medien und Kommunikation in der Politik behandeln.
Der Anlass wird ausschliesslich von einem Komitee aus Schülern organisiert, die sich mit grossem Elan der Sache angenommen haben und ein tolles Angebot für alle Teilnehmenden geschaffen haben. Ich habe mich mit Basil Herold und Alberto Caballero für ein Interview getroffen.
Wie gross war jetzt in der Anmeldungsphase das Interesse?
Basil
Ja, wir hatten sieben verfügbare Plätze, für welche sich in kürzester Zeit sieben Klassen angemeldet haben. Das Interesse war demnach gross.
Wie sieht das Programm genau aus?
Basil
Wir starten um 9 Uhr mit einer Vorlesung von Daniel Sager, dem Leiter von TV Südostschweiz. Danach wird es zehn individuelle Workshops geben. Jeder Schüler hat sich im Vorhinein für einen dieser Workshops angemeldet. Diese Workshops werden von Schülern, Experten und Lehrern geleitet und behandeln alle Aspekte des Themengebietes Kommunikation und Medien. Da gibt es zum Beispiel die Analyse von Hanspeter Trütsch, dem ehemaligen Leiter der Bundesredaktion des SRF, der vergangenen Wahlen. Oder von Ella Gabathuler, einer Schülerin, ein Input zu Youtube als Plattform für Politik. Zum Abschluss findet in der Aula eine Diskussionsrunde statt in der fünf Leute, darunter zwei Nationalräte, über verschiedene Aspekte der Kommunikation in der Politik diskutieren.
Warum ist es wichtig, dass der Politiktag stattfindet?
Alberto
Die grundlegende Idee war natürlich Schülern politische Themen näherzubringen und politisches Interesse zu vermitteln. Von da kommt auch die Idee für unser Thema, Medien und Kommunikation, weil es uns eben als Generation generell betrifft und auch in der Politik an immer mehr Gewicht erhält.
Und trotzdem war die Jugend selten so politisch wie heute. Woran liegt das?
Basil
Ich habe vor zwei Jahren mit Leuten gesprochen, die meinten Politik interessiere sie nicht, weil sie sich von Themen nicht angesprochen fühlten. Plötzlich entdecken sie jedoch, dass in der Politik über Wohnungsmieten debattiert wird und merken, dass das auch für sie relevant ist, wenn man einmal eine WG möchte, zum Beispiel. Und plötzlich geht einem auf, dass das, was in Bern diskutiert wird, alle betrifft.
Alberto
Ich denke auch, dass gerade die Themen, mit denen aktuell politisiert wird, auf die Jugend eine grosse Anziehung ausüben. Mit Hinblick auf Klimadebatte oder Digitalisierung etwa.
Gab es bei der Organisation Schwierigkeiten?
Alberto
Da das Komitee erst relativ kurzfristig gebildet wurde, standen wir zeitweise etwas unter Zeitdruck, Gerade beim Anfragen von externen Fachleuten. Ansonsten verlief die Planung relativ problemlos.
Das Angebot des Politiktages besteht nur für Viertklässler. Warum?
Basil
Erstens wäre es schwieriger, die Klassen auszuwählen, da die maximale Schüleranzahl durch die Workshops begrenzt ist, weil man nicht für fünfzig Klassen Workshops anbieten kann. Und zweitens kam Herr Gentil mit diesen Anforderungen auf uns zu und eine Ausweitung des Angebots auf andere Klassen stand dadurch gar nie zur Diskussion.
Zum Thema des Politiktags selber. Warum sind dieses Jahr Medien und Kommunikation wichtig?
Basil
Nun, es gibt natürlich auch andere wichtige Themen. Wir haben uns überlegt was die Leute anspricht. Was stand da alles zur Auswahl? Natürlich das Klima, aber da haben wir uns dann relativ einstimmig dagegen entschieden. Kommunikation ist etwas Alltägliches und alle Leute lesen tagtäglich Zeitung auf ihrem Handy oder sehen die Tagesschau. Und das spricht Kantischüler im Gegensatz zur Altersvorsorge beispielsweise auch an.
Alberto
Und global gesehen gewinnen Medien in der Politik immer mehr an Bedeutung. In der Schweiz sieht man das vielleicht ein bisschen weniger. Aber genau deshalb wollten wir das mit dem Thema noch deutlicher zeigen. Aus den USA hört man ständig von „fake news“ und so weiter. Sollten sich solche Entwicklungen auch in Europa abzeichnen, würde das zu einem wichtigen Thema für die nächste Generation werden.
Wie betrifft uns dieses Thema heute als Kantischüler?
Basil
Ich denke, die Medien sind das Organ, das den Bürgern ermöglicht, sich eine eigene Meinung zu bilden. Dass heisst, wenn man sich als Kantischüler eine politische Meinung bilden möchte, dann braucht man erst einmal einen Lehrer, der einem die Gründzüge der Politik erklärt. Um danach jedoch an aktuelle Themen heranzukommen und und sich Informationen zu beschaffen, braucht man neutrale Medien. Und letzteres betrifft Kantischüler genauso wie alle anderen.
Wollte man mit Medien und Kommunikation bewusst ein anderes Thema als die omnipräsente Klimadebatte beleuchten?
Basil
Ja, für mich persönlich war das auf jeden Fall entscheidend. Natürlich stand das Thema auch zur Auswahl, jedoch wurde es jetzt im Wahlkampf so gründlich behandelt, dass fast alles dazu gesagt wurde. Obwohl es ein wichtiges Thema ist, haben auch andere Themen Gehör und Aufmerksamkeit verdient.
Es werden an der abschliessenden Diskussionsrunde mit Franziska Ryser und Lukas Reimann zwei Nationalräte teilnehmen. Wie waren eure Reaktionen auf deren Zusagen?
Basil
Wir haben uns natürlich sehr darüber gefreut. Vor allem weil von ihnen die beiden Enden des rechts-links Spektrums sehr gut vertreten sein werden. Deshalb waren wir sehr glücklich, dass wir gerade diese beiden gefunden haben und nicht zwei Mittepolitiker, bei denen wahrscheinlich etwas weniger Konfliktpotenzial bestanden hätte.
Beide waren früher mal an der Kanti am Burggraben. Hat das eine Rolle gespielt?
Basil
Nein, das hatte da keinen Einfluss. Bei Lukas Reimann wusste ich es nicht einmal. Er hat erst danach geschrieben: „Ich komme liebend gerne an meine ehemalige Schule.“ Wir haben gemeinsam diskutiert, welche Gäste sich eignen könnten und offenbar haben uns richtig entschieden.
Was erhofft ihr euch konkret von ihrem Besuch?
Alberto
Ich hoffe auf eine konstant spannende Gesprächsrunde und natürlich darauf, dass es den Zuschauern nicht langweilig wird. Und dass uns ein Einblick darin gewährt wird, wie diese Politiker ticken und wie sie über die Medien denken. Ich denke, wir werden eine Menge darüber erfahren, wie Medien politisch genutzt werden können und sollten. Demnach hoffe ich, dass uns diese Zusammenhänge mit Beispielen aus ihrem Alltag nähergebracht werden können.