Die Coronapandemie macht so manchem Plan einen Strich durch die Rechnung. Das auch bei Schüleraustauschprogrammen, wie dem Austausch mit der Schweizerschule in Santiago de Chile.
„Diesen Sommer geht unsere Reise nach Chile los.“ Das dachten wir jedenfalls, bis die ersten Flüge gestrichen, Grenzen geschlossen und schlussendlich unsere Schulstunden von zu Hause aus abgehalten wurden.
Der Lockdown erst machte uns bewusst, dass der geplante Spanischaufenthalt in Santiago de Chile vielleicht nicht stattfinden wird. Der Sprachaufenthalt in der Hauptstadt von Chile ist ein Eins-zu-eins-Austausch. Unsere chilenischen Gastschüler wohnten bei uns von Dezember bis Mitte März. Im Juli würden wir zu ihnen fliegen, um während drei Monaten Sprache und Kultur besser kennenzulernen. Doch ob unsere Flüge aufgrund der Pandemie stattfinden werden, ist noch unklar.
Chile war lange Zeit von der Pandemie verschont geblieben. Das Land hatte genügend Zeit, sich auf das Virus vorzubereiten. Chile ist eines der fortschrittlichsten Länder Südamerikas, die Regierung hat sehr vorbildliche Massnahmen getroffen, bisher gibt es in Chile nur 22‘016 registrierte Fälle des Coronavirus (stand 06. Mai 2020). Damit befindet sich das Land noch relativ weit unten auf der Rangliste der am meisten betroffenen Ländern.
Zur Milderung der Ansteckungsrate ist auch die Bevölkerung Chiles unter Quarantäne. Arbeiten dürfen nur Angestellte im Bereich Gesundheit, Serviceleitung oder Telekommunikation, sowie Angestellte in Supermärkten. Wer in Chile das Haus verlassen will, zum Beispiel für einen Arztbesuch, benötigt eine spezielle Genehmigung, welche einen vierstündigen Aufenthalt draussen bewilligt. Um die Einhaltung der Quarantäne zu überprüfen, gibt es strenge Strassenkontrollen. Bei Verdacht werden Fiebermessungen durchgeführt, wer krank am Steuer sitzt, bekommt eine Geldstrafe. An den Grenzen der verschiedenen Regionen Chiles gibt es ebenfalls strenge Kontrollen. Nur Personen mit Sondergenehmigung oder mit einem Wohnsitz in der entsprechenden Region dürfen passieren. Seit dem 22. März gilt ausserdem eine allgemeine Ausgangssperre zwischen 22:00 und 05:00 Uhr. Wer den öffentlichen Verkehr benutzt, muss eine Gesichtsmaske tragen, ebenso die Angestellten in einem grossen Betrieb. Eine Maskenpflicht gilt auch für Profisportler, welche bis anhin noch unter verstärkten Hygienemassnahmen trainieren dürfen.
Die Schulen in Chile sind seit dem 16. März geschlossen, unsere Austauschpartner betreiben momentan Onlineunterricht. Wann die Schulen wieder geöffnet werden ist noch unklar.
Im Moment ist allgemein noch keine Lockerung der Massnahmen in Sicht.
Fakt ist also: In Chile sind alle möglichen Sicherheitsmassnahmen ergriffen, das Land nimmt den Virus sehr ernst. Die Zahl der Infizierten wird wohl trotzdem noch eine Weile ansteigen, denn in Südamerika steht der Winter bevor.
Seit der Abreise der Chilenen sind jetzt knapp zwei Monate vergangen. Das Leben, wie wir es kennen, hat sich in beiden Ländern abrupt verändert. Mit all diesen Ereignissen hat sicher noch niemand gerechnet, als die Chilenen Ende Dezember in die Schweiz flogen. Trotz alldem kann man doch sagen, dass unsere chilenischen Austauschschüler sehr viel Glück hatten, denn sie erwischten in der Woche vom 09. März die letzten Flüge nach Santiago de Chile und verbringen die Quarantäne bei ihrer Familie.
Unklar bleibt, ob der Sprachaufenthalt von Juli bis Oktober diesen Jahres durchgeführt werden kann. Wir alle hoffen jetzt auf eine schnelle und positive Entwicklung der Lage, sodass die Grenzen der Schweiz und auch Chiles geöffnet werden können. Dies, zusammen mit der Öffnung der Schulen, wäre ein grosser Schritt zurück in die Normalität, und damit auch ein grosser Schritt in Richtung unseres Sprachaufenthaltes.
Quellen:
1)https://www.worldometers.info/coronavirus/ stand 06.05.2020
2)https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/coronavirus-infos-chile.html zul. Aufgerufen 08.05.2020
3)Titelbild: https://www.klassikinfo.de/wp-content/uploads/2017/08/santiago-de-chile-segundoenfoque-1024×595.jpg