Silicon Valley ist out. Castle Trench (Deutsch: Burggraben) ist die neue Heimat der aufsteigenden Startups. Dieses Jahr startete das junge Freifach «Sustainable Startup» in die zweite Runde und mit ihm, drei Teams aus Kantischüler*innen mit spannenden Ideen. Eine Beurteilung folgt in diesem Artikel.
Viele Menschen investieren lieber in klassische Aktien oder Fonds, da dies wenig Aufwand und ein oft geringes Risiko mit sich bringen, doch häufig lohnt es sich auch, die Welt der aufsteigenden Startups unter die Lupe zu nehmen. Hinter ihnen verbirgt sich nämlich ein grosses Potenzial. Doch Vorsicht! Auch das Risiko des Scheiterns und des daraus folgenden Verlustes der gemachten Investitionen ist vorhanden. Deswegen ist es für Investoren*innen wichtig, die Stärken und Risiken eines Miniunternehmens unter die Lupe zu nehmen.
Diesen Herbst entstanden in der Kantonsschule am Burggraben drei neue Startups: Omid, Soapstainable und S’Röhrli. Das erste Mal in Action erlebte ich sie an ihrem Investorenanlass am Abend des 9. Dezembers. Mein erster Eindruck war: „Wow, wie professionell das Ganze doch aufgezogen war“. Alle Teams trugen Corporate Wear, also aufeinander abgestimmte Mitarbeiterkleidung. Kaum kam ich in die Nähe einer ihrer Tische, wurde mir schon die Idee und Vision des jeweiligen Startups «gepitched», also vorgetragen und geschickt zur Investition oder zum Kauf eines Produktes geraten.
Los ging es beim Team S’Röhrli, denn sie waren so pfiffig, ihre Investoren*innen regelrecht anzulocken. Ihre Strohhalme aus Pasta konnte man direkt mit einem leckeren Smoothie ausprobieren. Die Idee ist gut, vor allem, da das Produkt aus Lebensmittelresten der Industrie hergestellt wird und vom Verbraucher am Schluss auch noch gegessen werden kann. Hier sprechen sie einen Trend an, der im Moment mehr und mehr Menschen umfasst, der Trend eines nachhaltigen und verantwortungsvollen Lebensstiles. Wenn sie es schaffen, ihre Produkte erfolgreich und im grossen Stil zu vermarkten, zum Beispiel an lokale Gross-Gastronomien oder Café-Ketten, dann sehe ich hier durchaus Potenzial. Im Moment sind sie jedoch noch sehr abhängig von Lieferungen aus dem Ausland, da sie die Strohhalme noch nicht selber herstellen. Dies ist auch deshalb risikoreich, da sie ihre Geschäftsidee oder das was ihr Unternehmen einzigartig und besonders macht nur schwer schützen oder hervorheben können. Wenn sie Röhrlis aus regionalen Zutaten und mit eigenem Rezept produzieren würden, dann würde das ganze schon anders aussehen. Doch je höher das Risiko desto höher ist oft auch der mögliche Gewinn, deshalb entschied ich mich schlussendlich, in ihre Idee zu investieren.
Weiter zum Team Omid (Persisch für Hoffnung). Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Totebags, also Umhängetaschen aus Stoff, aus recycelten Kleidern aus der Region herzustellen. Dabei sollen sie wieder zu dem zurückkehren, wofür diese Tragetaschen ja ursprünglich standen: Nachhaltigkeit. Hier geht es nicht nur um Recycling, denn auch die soziale Nachhaltigkeit wird gefördert. Die Taschen werden nämlich von einer Förderwerkstatt produziert. Omid ist in einen Markt eingestiegen, in welchem es grosse Konkurrenz gibt, vor allem preislich gesehen. Doch wenn es Ihnen gelingt, die Nische und ihre Zielgruppe von umweltbewussten Menschen anzusprechen, die Wert auf Regionalität und soziale Nachhaltigkeit legen, dann haben sie gute Chancen, ihre Totebags zu verkaufen. Im Gegensatz zu den anderen beiden Teams haben sie ein Produkt, dass nicht aufgebraucht wird. Eine Herausforderung wird deshalb sein, immer neue Kunden*innen zu finden oder neue Märkte zu erschliessen. Ausserdem stellte sich die Frage, wie flexibel sie auf eine steigende Nachfrage reagieren können, da jetzt noch viel Handarbeit und somit ein grosser Zeitaufwand hinter jedem Produkt steckt. Sie strahlten jedoch viel Energie und Freude aus, sodass ich ihnen zutraute, diese Hürden zu überwinden. Deshalb konnten sie mich sowohl zur Investition in ihr Unternehmen als auch zum Kauf eines Gutscheins für ein späteres Produkt überzeugen.
Der Duft der Produkte von Soapstainable führte weiter zum letzten Stand. Sie wollen die Nische von Kunden*innen ansprechen, welche Wert auf die Gesundheit und Hygiene ihres Körpers legen, gleichzeitig, aber auch lokale, nachhaltige und biologisch gut abbaubare Produkte fördern möchten. Zudem sollen ihre Produkte ohne Plastik und regional produziert werden. Ihre Seife wird auf einem Bauernhof aus der Region produziert und ist in den verschiedensten Variationen erhältlich, wie etwa als Rasierseife, Handseife und Shampoo-Seife. Ähnlich wie bei Omid gibt es in ihrem Geschäftsbereich viel Konkurrenz, von der das Team von Soapstainable sich gezielt abgrenzen muss und auch bei ihnen wird bei steigender Nachfrage wahrscheinlich bald die Frage aufkommen, ob sie die Produktion eventuell outsourcen können. Die Idee ein Produkt ohne Plastik und Konservierungsstoffe zu produzieren, spricht ebenfalls eine immer grösser werdende Kundengruppe an. Wie wird aber garantiert, dass die Produkte dennoch lange haltbar sind oder etwa versendet werden können? Potenzial besteht aber in einer Kooperation mit grösseren Firmen, Schulen, Fitnesscentern oder anderen Gewerben, die Soapstainable von sich überzeugen könnte, sodass diese ihre Produkte im grösseren Stil für ihre Sanitäranlagen beziehen würden. Durch ihre kompetente Art, mir ihre Ideen zu pitchen und das Potenzial ihres Startups, überzeugten auch sie mich in ihr Unternehmen zu investieren.
Ob es sich bei S’Röhrli, Omid und Soapstainable nun um «Poor Dogs» oder «Rising Stars» handelt, hängt jetzt vor allem von dem Geschick und Engagement der einzelnen Teams ab.
Wenn auch ihr mehr über die Startups der Kanti erfahren wollt, findet ihr hier die Links zu ihren Instagram Accounts:
S’Röhrli: https://instagram.com/sroehrli?utm_medium=copy_link
Omid: https://instagram.com/omidbags?utm_medium=copy_link
Soapstainable: https://instagram.com/soapstainable_ksbg?utm_medium=copy_link