Rückblick auf die 50. Session des Jugendparlaments St.Gallen

Am vergangenen Samstag, den 16.11.2024, fand die 50. Jubiläumssession des Jugendparlaments der Kantone St.Gallen, Appenzell Inner- und Ausserrhoden statt. Ich habe an diesem Anlass teilgenommen und möchte euch diesen, meiner Meinung nach, wirklich sehenswerten Moment näherbringen!

Vom Jugendparlament habe ich selbst erst ein paar Tage vor der eigentlichen Sitzung durch die Kanti-News erfahren. Ohne wirkliche Vorstellung habe ich mich angemeldet, getreu dem Motto. «Kann ja nicht schaden». Und es hat wirklich nicht geschadet! Der Empfang fand am Morgen im Kantonsratsgebäude in St.Gallen statt, nur wenige hundert Meter von der Kanti entfernt.  Nachdem ich dort mein Namensschild erhalten hatte und begrüsst worden war, gab es bei Gipfeli und Kaffee bereits erste Gelegenheiten, sich mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auszutauschen. Pünktlich begann dann die Begrüssung im Sitzungssaal des Kantonsparlaments mit einem Einführungsreferat des Politgeographen Michael Hermann. Einer seiner Kernpunkte war die Wichtigkeit der Partizipation von Jugendlichen am politischen Geschehen und dass das Jugendparlament dafür eine perfekte Möglichkeit sei.

Es folgten politik- und gesellschaftsbezogene Workshops, die bei der Anmeldung ausgewählt werden konnten. KI, Populismus, öffentlicher Verkehr und das Schweizer Gesundheitssystem waren nur einige der vielfältigen Themen. Ich persönlich nahm am Workshop «Crashkurs Politik» teil, welcher von einer Mitarbeiterin von easyvote geleitet wurde. Easyvote ist vor allem für seine Erklärvideos zu aktuellen Abstimmungsthemen bekannt. Der Workshop bot eine verständliche Einführung in das politische System der Schweiz und die politische Abdeckung der Parteien darin.

Nach der Mittagspause folgte der Höhepunkt: Eine Podiumsdiskussion zwischen den Vertretern der Jungparteien von Appenzell und St. Gallen. Die Diskussion zum ersten Punkt des mit Spannung erwarteten Podiums, der Mietrechtsreform, wurde von der Vertreterin der JUSO unterbrochen. Als sie nach ihrer Meinung zum Gesetzesentwurf gefragt wurde, empörte sie sich über die überwiegend männlichen Vertreter auf dem Podium und rief zu einer Protestaktion auf. Alle, die nicht wollten, dass «weisse Heteromänner ihnen wie immer die Welt erklären», sollten das Jugendparlament boykottieren und mit ihr gehen. Daraufhin verliessen einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die eindeutig als Mitglieder der JUSO zu erkennen waren, den Saal. Begleitet wurden sie von zögerlichem Applaus der einen und Buhrufen der anderen. Die Teilnehmerliste des Podiums war im Vorfeld bekannt gegeben worden, so dass die Geschlechterverteilung keine Überraschung war, wie der Vorstand des jupa erklärte. Die Vertreter der anderen Jungparteien und der Vorstand des Jugendparlaments verurteilten in ihren Statements die Aktion der JUSO. Trotz der Unterbrechung wurde die Podiumsdiskussion so gut wie möglich weitergeführt.

Nun kamen wir zum vorletzten Punkt der Tagesordnung, den Exkursionen zu verschiedenen Themen. Ich nahm an der Exkursion zum Kantonsgericht unter der Leitung von Prof. Dr. Patrick Guidon, dem Präsidenten des Kantonsgerichts St. Gallen, teil. Es war ein sehr interessantes Erlebnis, bei dem viele alte Fälle aus der Laufbahn von Prof. Dr. Guidon zur Sprache kamen. Aber auch Fragen wie: “Wie wird man Richter?  Wie ist die Rechtsprechung in St.Gallen organisiert?” kamen nicht zu kurz.  

Vom Kantonsgericht ging es zum Apéro ins Forum der Katharinen-Bibliothek. Dort waren auch wieder die Vertreter der Jungparteien anwesend und man konnte mit ihnen ins Gespräch kommen. Allerdings musste ich den Apéro vorzeitig verlassen. 

Und so endete meine erste Erfahrung mit dem Jugendparlament. Alles in allem war es eine sehr interessante Erfahrung, die ich jedem politisch interessierten Jugendlichen nur wärmstens empfehlen kann. Besonders den Punkt in der Rede von Michael Hermann, dass man lernen muss, Andersdenkenden zuzuhören, finde ich sehr wichtig. Er fasst die ganze Idee des Jugendparlaments sehr gut zusammen. Ich habe mich mit einigen interessanten Leuten aus dem ganzen Kanton unterhalten. Einige hatten sehr ähnliche Ansichten, von anderen hätte ich nicht weiter entfernt sein können. Aber aus fast jedem Gespräch konnte ich etwas mitnehmen.