I Giacometti

In den vergangenen Wochen wurde unsere Schule in eine kleine Kunstgalerie verwandelt. Anlass war eine besondere Ausstellung im Mittelrisalit, die dem Schweizer Bildhauer und Maler Alberto Giacometti gewidmet war. Manch einer kennt ihn von seiner Abbildung auf der ehemaligen 100-Franken-Note oder durch seine charakteristischen langgezogenen Figuren.

Ein Highlight des Projekts war zudem die Vorführung des 2023 erschienen Schweizer Films I Giacometti an unserer Schule. Der Film beleuchtet das Leben und Schaffen einer aussergewöhnlichen Künstlerfamilie und gibt spannende Einblicke in deren kreative Welt und Heimat. So hatten Schülerinnen und Schüler am 18. Februar die Möglichkeit, sich intensiver mit Giacometti auseinanderzusetzen. Der Film ist auch auf nanoo.tv zu finden.

Hinter diesem einzigartigen Projekt stehen zwei engagierte Initiantinnen, die mit ihrer Idee sowohl Lehrpersonen als auch Schüler und Schülerinnen begeistert haben. Ich hatte die Gelegenheit, ihnen einige Fragen zu ihrer Motivation und der Umsetzung des Projekts zu stellen. Doch zuerst einige Informationen zu Giacometti und seinem Leben.

Albert Giacometti wurde 1901 in Stampa im bündnerischen Bergell geboren. Von seinem Vater Giovanni Giacometti, einem bekannten postimpressionistischen Maler, bekam er die Leidenschaft zur Kunst mit. 1919 beginnt er sein Kunststudium in Genf, welches er jedoch bald abbricht. Er zieht nach Paris und arbeitet gemeinsam mit seinem Bruder Diego in einem Atelier und dort wird Alberto führender Künstler der Avantgarde. Er kommt in Kontakt mit vielen weiteren berühmten Künstlern, unter anderem Pablo Picasso, dem Schweizer Dadaisten Hans Arp oder später dem Surrealisten Dalí. Nach einer schwereren Zeit mit dem Tod seiner Schwester Otilia und dem Zweiten Weltkrieg kehrt Alberto in sich und entwickelt einen eigenen, gut wiedererkennbaren Stil. Er verstirbt 1966.

 

  • Unter welchem Anlass kam die Ausstellung und die Filmschau des Filmes ‘I Giacometti’ an der KSBG zustande?

E. Rothenberger: Im November 2024 wurde der zwölfte Austausch mit der Liceo Classico Europeo Uccellis in Udine vorbereitet und ich wollte, dass unsere Partner einmal eine andere Seite der Schweiz kennenlernen könnten, die nicht nur aus Schokolade, Käse und Uhren besteht. Vor zwei Jahren hatte ich die Ausstellung „Alberto Giacometti. Una ricerca senza fine“ im Collège Champittet-Pully (Lausanne) anlässlich des 100. Geburtstages von Don Luigi Giussani, einem katholischen Priester, der in den 1960er-Jahren vielen jungen Gymnasiasten die Vernünftigkeit des Glaubens nahebrachte, indem er am Berchet-Gymnasium in Mailand Religion unterrichtete und sie für Kunst, Literatur und Musik als Künste begeisterte, in denen die Suche nach dem Sinn des Lebens und der Schönheit, die ihm zugrunde liegt, zum Ausdruck kommen kann. Ich war sehr beeindruckt von den jungen Kuratoren, Frau Letizia Volpin, einer Italienerin, die an der Universität Neuenburg lehrt, ihrem Mann Matteo Segato, einem Architekten, der in Paris und der Schweiz lebt und arbeitet, und drei weiteren Freunden von ihnen. Sie waren anwesend, um ihre Recherchen über Giacometti zu erzählen und das Publikum durch die Ausstellung zu führen. Ihre Leidenschaft für die Kunst, ihr Aufenthalt in der Schweiz und die daraus folgenden Auseinandersetzung mit der Schweizer Kultur und ihr Glaube, der ihnen von Menschen vermittelt wurde, die Don Giussani gekannt hatten, haben sie dazu bewegt, die Herausforderung anzunehmen, Alberto Giacometti zu vertiefen anhand von Texten von ihm und von Don Giussani und darzustellen, was sie auf ihrer Suche gefunden hatten.

Seitdem hatte ich einen Floh im Ohr, der mich mit dem Wunsch zurückliess, diese Ausstellung an unsere Schule zu bringen, und diese Gelegenheit kam mit den Udinesi und mit meiner Anfrage an die Fachgruppe Bildnerisches Gestalten, ob sie sich beteiligen wollen, und der Entdeckung, dass Stephanie Eberle an der Koproduktion des Films «I Giacometti» mitgearbeitet hatte.

Eberle: Eleonora Rothenberger hat die Ausstellung organisiert. Es war ihre Idee, etwas zu Giacometti zu machen. Darauf hat sie mich angesprochen, ob ich sie bei der Ausstellung unterstützen würde und in diesem Zusammenhang auch den Film «I Giacometti» an der Schule vorzustellen.

 

  • Fanden die Ausstellung und der Film Anklang bei Schülerschaft und Lehrerschaft?

Rothenberger: Ja, sehr. Die Udinesi, aber auch die 3. Klassen mit Schwerpunktfach Italienisch und einige ISME-Klassen, die an der Eröffnung anwesend waren, sagten, dass es sehr interessant war und dass sie Neues über die Schweiz und das Bergell erfahren konnten. Diverse Kolleg*innen haben mir positives Feedback zur Ausstellung gegeben.

Eberle: Beim Filmabend kamen einige interessierte SuS sowie Lehrpersonen. Bei dieser Gelegenheit gab es spannende Gespräche und ich erzählte über die Produktions- sowie Dreharbeiten des Dokumentarfilmes.

 

  • Die Texte der Ausstellung sind alle auf Italienisch, welche Gründe gab es dazu?

Rothenberger: Es wurde sehr geschätzt, dass die Texte der Ausstellungspanele auf Italienisch, aber die Ausstellungsflyer auf Französisch waren, da sie dieselbe waren, die in Lausanne aufgestellt wurden. Eine überraschende Interdisziplinarität und eine Mehrsprachigkeit waren so vorhanden.

Die Gründe dafür waren zum einen die Originalsprache der Kuratoren, zum anderen die Muttersprache der Texte des Mailänder Priesters und zum anderen der Kontext des Bergells, wo ein Dialekt zwischen Ladinisch und Italienisch gesprochen wird, und nicht zuletzt die italienische Sprache als eine der Amtssprachen des Kantons Graubünden, in dem das Tal Bergell liegt.

 

  • Was schätzen Sie besonders an der Möglichkeit, eine solche Ausstellung an der Kanti zu machen?

Eberle: Es war eine gute Gelegenheit, das Thema interessierten Personen in der Form einer  Ausstellung und Filmpräsentation näher zu bringen.

Rothenberger: Die Schönheiten der Räume, die Möglichkeit des Lernens über Ereignisse, die anders sind als die schulische Routine, das Angebot für die SuS, einer Erweiterung ihrer Horizonte mit Interdisziplinarität und Mehrsprachigkeit.

 

  • Wie lief die Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Italienisch, würden sie solche fächerübergreifenden Projekte in Zukunft nochmal machen?

Eberle: Die Zusammenarbeit mit Italienisch fand ich sehr spannend. Wir merkten während der Arbeit, dass genau das interdisziplinäre Zusammenarbeit ist und wir konnten uns aus unseren Fachbereichen ideal ergänzen. Gerne machen wir das auch in Zukunft wieder!

Rothenberger: Wir haben in der FG vorher darüber gesprochen und die Tatsache, dass man die Möglichkeit haben kann, die italienische Sprache als lebendig und präsent in der Schule zu haben, und zwar in Verbindung mit Kunst und Französisch, hat uns schon überzeugt. Schon letztes Jahr im Mai haben wir zudem eine Theateraufführung auf Italienisch mit deutschen Untertiteln angeboten, welche nicht nur für Schwerpunktfach-SuS gedacht worden war, sondern für die ganze Schülerschaft, um die SuS für diese offizielle Sprache der Schweiz und an die Performing Arts zu sensibilisieren. Dieses Jahr werden wir auch am 1. April um 19:00 Uhr in der Aula Neubau ein fächerübergreifendes Projekt anbieten, mit einem Musical mit dem Titel «La Locandiera. A Long Play», in dem wir Italienisch und Musik kombinieren. Ihr seid alle herzlich willkommen. In diesen Spuren wollen wir sicher weiter weitergehen…

 

 

 

 

 

 

Foto zeigt: Alberto Giacometti an der 31. Biennale in Venedig, 1962, gemacht von: Ugo Mulas