4 Wochen kein Smartphone – Ein Englisch-Sprachaufenthalt mal anders

 

 

 

Mir war früh klar, dass ich einen anderen Englisch-Sprachaufenthalt wollte. Vier Wochen dieselbe Sprachschule, und am Ende spricht man doch Spanisch oder Deutsch – darauf hatte ich keine Lust. Also bin ich ohne Smartphone, mit einem grossen Rucksack und zwei Freunden nach England gereist. 

Mit einem 4-tägigen Interrail fuhren wir nach Robin Hoods Bay an Englands Ostküste, ein kleines Dorf in einer Bucht. Von dort gingen wir in 14 Tagen 302 km quer durchs Land nach St Bees an die Westküste. Der Coast to Coast Walk führte durch endloses Moor, Bauernland und das Lake District. Danach trampten wir 160 km nach Newcastle upon Tyne – alles altmodisch mit Karten. 

In Newcastle standen Kollegin Anna und ich am Bahnhof und baten zwei asiatische Reisende, vermutlich chinesische Staatsangehörige, kurz um ihr Smartphone, um den Weg nach Wales zu klären. Im Zug kam ich mit einer Dame ins Gespräch. «Ihr reist ohne Smartphone?» – ich zeigte ihr mein «Dumbphone», ein Ziegelstein von Tastentelefon, und erzählte vom Marsch quer durchs Land. Dann mussten wir aussteigen. 

In Pembrokeshire wollten wir den Bus nach St Davids nehmen – und verpassten den letzten. Eine Mutter und ihre Tochter hatten ihn ebenfalls verpasst. Zu viert quetschten wir uns auf die Rückbank eines Taxis, das die Mutter mit beeindruckenden Verhandlungskünsten auf 60 Pounds herunterhandelte. Wir plauderten über unsere Tour und die Höflichkeit der Briten – und waren schon da. Den Campingplatz fanden wir dank einer Eisverkäuferin, die uns durchs verregnete Dorf lotste. Am Häuschen stand «ausgebucht» und die Rezeption war zu; ich spürte die Besitzerin auf, erklärte unsere Lage – und wir bekamen einen perfekten Platz mit Meerblick. Nebelige Klippen, blaues Wasser, das unten an den Strand schwappte. In den nächsten Tagen liefen wir dort nochmals rund 60 km, bevor es weiter nach Brighton ging. 

Warum das Ganze ohne Smartphone? Auf Reisen ist es selbstverständlich geworden: Google Maps, Booking, Tripadvisor – daneben Social Media. Man fährt weit weg und lässt sich von Instagram und Rezensionen treiben; echte Gespräche mit Einheimischen bleiben selten. Früher fragte man die Leute vor Ort, daraus entstanden Erlebnisse, Freundschaften, sogar Beziehungen. Genau das wollte ich erfahren – und zugleich achtsamer werden, wo das Smartphone sinnvoll ist. Kein radikaler Lebensentwurf, sondern eine Lehre für gezielten, rationalen Einsatz. 

Vermisst habe ich nur Spotify und die Kamera. Alles andere – Instagram, der ständige WhatsApp-Kontakt – war obsolet; Reisen füllte den Tag. Das komplette Abschalten machte den Kopf klar. Ein Smartphone ist praktisch – vielleicht hätten wir den Bus nicht verpasst. Aber ohne hätten wir diese Menschen nicht getroffen. Wo ist der Mehrwert, in Reels zu versinken, statt das echte Gespräch zu suchen?