(Bild: parlament.ch)
Politik ist langweilig: Gesetze entstehen nur langsam. Zu langsam für viele Junge. Und dann denken die Älteren, dass sich Junge nicht für Politik interessieren. Doch die Klimastreik-Bewegung zeigt: Die Jugend denkt sehr wohl politisch. Und ihr liegt die Zukunft am Herzen. Ein Kommentar dazu:
Seit einigen Wochen zeigen Umweltaktivisten in ganz Europa wie die Jugend sich politisiert– auch an der KSBG. Am 18. Dezember 2018 kam es zum ersten Klimastreik in St. Gallen. Damals versammelten sich ca. 300 Schüler vor dem Altbau und blieben dem Unterricht fern, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Sie fordern den Klimanotstand. Nur eineinhalb Monate später marschierten mehr als 800 Personen durch die Stadt St. Gallen. Am Samstag, dem 2. Februar 2019, wurde aus dem Klimastreik eine nationale Klimademo. In der ganzen Schweiz waren an diesem Tag schätzungsweise 60’000 Menschen für die Bewegung auf der Strasse.
Die Geschwindigkeit, in der die Protestaktionen beworben wurden, hat im Parlament für Aufruhr gesorgt. Den Generationen Y & Z wird immer wieder politisches Desinteresse und Faulheit vorgeworfen, doch innerhalb ein paar Wochen konnten wenige Organisatoren unzähligen Menschen Treffpunkt, Zweck, Ablauf, Route etc. kommunizieren. Die Veranstaltungen waren militärisch genau durchgeplant. Die ersten Streiks wurden von den Organisatoren der jeweiligen Städte selbst koordiniert. Später wurden an einer interkantonalen Konferenz der Organisatoren das weitere Vorgehen bestimmt.
Von näherem betrachtet stellen diese Organisatoren die Exekutive der Klimabewegung dar. Die Streikenden selbst widerspiegeln die Legislative. An den einzelnen Demos trugen gewisse Teilnehmer spontan vor, was man alles machen sollte, um den Klimawandel zu bekämpfen. Es sind Vorschläge ähnlich wie man sie im National- und Ständerat hören kann.
Man kann feststellen: Die Politiker von morgen sind heute auf der Strasse. Sie konfrontieren grosse Menschenmengen innerhalb kurzer Zeit mit einem politischen Thema und fordern eine Meinungsäusserung. Ähnlich wie der Gang an die Urne. Sie stehen klar hinter ihrer Meinung, auch wenn sie sich nicht immer ganz so eloquent ausdrücken.
Fakt ist, sie haben sich Zeit genommen für die Politik. Sie vertreten ihr Anliegen und sie engagieren sich. Diese Menschen werden in Zukunft in den Parlamenten sitzen und dort Politik führen. Und sie werden sich dort Zeit nehmen für die Politik unserer Nation, genauso wie jetzt schon. Die Frage, die offen bleibt: Findet die Politik von morgen noch in prunkvollen Sälen statt oder schon auf der Strasse?