Happy Birthday Zofingia. Der älteste Verein der KSBG wird 200 Jahre alt. Doch wer ist das eigentlich genau, wie kam es zur Gründung und wie feiern die Zofinger ihr Jubiläum?
Die Zeit nach dem Wiener Kongress bis 1848 wird als Restaurationszeit bezeichnet. Die alten Mächte in Europa versuchten die Verhältnisse vor der französischen Revolution wieder herzustellen. Die Ära Napoleon hatte zwar Spuren im Gebiet der heutigen Schweiz hinterlassen, doch ein Schweizer Bundesstaat resultierte nicht daraus. Entgegen der konservativen Bewegung der alten Herrscher kam ein neues, liberales Gedankengut in die Köpfe der jungen Studenten. So trafen sich 1819 in Zofingen 60 Berner und Zürcher Studenten. Sie gründeten die erste Studentenverbindung der Schweiz: die Zofingia. Der Verein, der heute in den Statuten als politisch und konfessionell neutral bezeichnet wird, war damals hochpolitisch. Das Ziel der jungen Bewegung war die Gründung eines Schweizer Bundesstaats, wie er 1848 festgelegt wurde.
In 200 Jahren hat sich der Zweck dieser studentischen Vereinigung stark gewandelt. Das Ziel der Gründung ist schon längst erreicht und die Zofingia setzt sich seitdem mit neuen Themen auseinander. In der heutigen Zeit liegt der Fokus vor allem auf einem Beitrag an die Schweizer Gesellschaft – egal in welcher Form. So darf der reine Männerverein stolz auf eine Liste an bedeutenden Persönlichkeiten in seinen Reihen zurückblicken. Der Eisenbahnpionier Alfred Escher, der Maler Albert Anker, der General Henri Guisan, der Ex-SP-Nationalrat Jean Ziegler, Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel oder auch Bundesanwalt Michael Lauber waren oder sind alle Mitglieder der ältesten Studentenverbindung der Schweiz. Doch was hat dieser Verein genau mit unserer Schule zu tun?
In St. Gallen gibt es zwei aktive Sektionen (Abteilungen) der Studentenverbindung. Die eine befindet sich an der HSG, die andere hier bei uns an der KSBG. Die Sektion MSG (Mittelschule St. Gallen) wurde 1824, 32 Jahre vor der Eröffnung des Altbaus, beziehungsweise der KSBG, gegründet. Die Zofingia MSG feiert also ihr kleines 200-Jähriges in fünf Jahren. Mit 15 Mitglieder ist die St. Galler Mittelschulsektion aber mit Abstand die kleinste Abteilung der Schweiz. Diese treffen sich jeweils am Freitagabend zu einem sehr kuriosen Programm, wie zum Beispiel einem kleinen Oktoberfest, einer Singstunde oder einem Referat von älteren Zofingern. Wenn man an einem Anlass teilnimmt, dann fühlt man sich um etwa 150 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Mit veralteten Benimmregeln und teilweise sehr aussergewöhnlichen Bräuchen wirkt das ganze schon ein wenig kurios. Es wird viel getrunken, gesungen, diskutiert und vor allem gelacht. Den Mitgliedern scheint es aber Spass zu machen.
Und fast alle von ihnen waren vor drei Wochen an der Jubiläumsfeier in Zofingen. Zusammen mit der Stadt wurde ein Stadtfest organisiert, welches, neben etwa 2’500 Mitgliedern der Zofingia, über 25’000 Besucher aus der Region empfangen durfte. Für etwa die Hälfte der Mitglieder war es das erste Mal, dass sie an einem Fest in diesem Umfang teilnehmen konnten. Das Wochenende beinhaltete – neben reichlich Mahlzeiten – etliche Reden von berühmten Schweizer Politikern wie zum Beispiel Kaspar Villiger, einen pompösen Festumzug mit ca. 3’000 Personen und sogar einen eigenen Jahrmarkt. Das waren zumindest die offiziellen Programmpunkte aus dem Internet. Doch was der Verein unserer Schule das ganze Wochenende getrieben hat, das bleibt wohl für uns alle ein Geheimnis.