(Quelle: Miranda Winter)
Fake News, das Sterben des traditionellen, Journalismus und Shitstorms sind Teil der heutigen Informationsgrundlage. Deshalb setzte sich dieses Jahr der Politiktag intensiv mit Medien und Kommunikation in der Politik auseinander. Vierte Klassen, die sich angemeldet hatten, konnten sich am 25. November einen ganzen Morgen mit diesem Thema beschäftigen.
Doch sensibilisierte man die Schüler tatsächlich oder war es viel mehr eine weitere Möglichkeit, um zu schwänzen?
Der Politiktag begann um 9.00 Uhr morgens in einer grosszügig bestuhlten Aula. Als eine Stimme durch die Lautsprecher ertönte, legte sich der Lärm im Publikum. Die Aufmerksamkeit gehörte fortan Daniel Sager, dem TV-Leiter des Medienhauses Südostschweiz. Sein 45-minütiges Referat führte in das Thema des Politiktags ein. Die Schweizer Bevölkerung wird tagtäglich von Medien politisch beeinflusst. Egal ob durch die Zeitung, das Fernsehen oder die sozialen Medien. Die letzteren haben den grössten Einfluss auf uns Schülerinnen und Schüler. Und jeder hat eine Absicht, wenn er etwas kommuniziert – oder eben nicht kommuniziert. Alles hat eine Wirkung beziehungsweise Botschaft auf jemanden. Deshalb rät Herr Sager der Schülerschaft am Schluss, aktiv darauf zu achten, wer was, aus welchem Grund wie kommuniziert. Denn für eine möglichst objektive Meinungsbildung, nicht nur im politischen Sinne, sei dies essenziell.
Das Referat war spannend und motivierte zur weiteren Teilnahme. Kanti live hatte die Möglichkeit Herrn Sager ebenfalls etwas über seine Absichten zu fragen:
Herr Sager, was ist Ihre persönliche Motivation Jugendliche über Politik und Medien zu informieren?
„Ich glaube Information ist heute wichtiger denn je. Als ich in diesem Alter war hatte ich Radio, Fernsehen und Zeitung – that’s it. Ich musste glauben, was darin stand. Die Jugend hat heute so viele zusätzliche Medien. Jeder, der will, kann seine Meinung kundtun. Sich in diesem Thema zurecht finden und wissen wie Medien funktionieren, und vor allem wie Politiker kommunizieren mit all diesen verschiedenen Mitteln und womöglich auch probieren Meinung zu beeinflussen, dass finde ich extrem spannend. Wenn ich von persönlichen Erfahrungen erzählen kann, dann ist das sowohl für mich spannend als auch die neuen Eindrücke, die ich durch den Austausch mit euch Schülern gewinnen kann, dann liefert dies ebenfalls neue Inputs für uns in unserem Alter.“
Nach einer Pause konnten individuelle Workshops besucht werden. Dabei waren Populismus, Propaganda und Wahlkampf nur ein paar der Inhalte der Workshops. Die Workshops wurden von den verschiedensten Personen geleitet und dauerten eine Stunde. Nicht nur aussenstehende Gäste aus der Politik und Wirtschaft, sondern auch Schüler und Lehrer teilten ihre Erfahrungen. Das Publikum durfte sich also über grosses, freiwilliges Engagement der verschiedenen Personen freuen.
Der dritte und letzte Teil fand nach einer weiteren Pause ebenfalls in der Aula Neubau statt. Dies war auch der hitzigste Teil. Franziska Ryser (neugewählte St. Galler Nationalrätin der Grünen), Eva Nietlisbach (St. Galler Erziehungsrätin der FDP), Prof. Dr. Dieter Thomä (HSG Professor für Philosophie), Jürg Ackermann (Stellvertretender Chefredaktor des St. Galler Tagblatts) und mit leichter Verspätung Lukas Reimann (wiedergewählter St. Galler Nationalrat der SVP) versammelten sich von links nach rechts zu einem Podium. Zwei Schüler der vierten Lateinklasse moderierten die Diskussion.
„Pressefreiheit ist ein zentrales Gut unserer Demokratie“ erklärte Jürg Ackermann dem Publikum auf die Frage hin, wie er Pressefreiheit definieren würde. Die Diskutanten stimmten fast wortlos zu und konnten sich schnell auf einen gemeinsamen Nenner einigen. Die Unterbindung der Pressefreiheit sei allgemein eine Gefahr für die Demokratie. Mit der Pressefreiheit folge aber auch eine gewisse Verantwortung. So dürfe man sich als Schweizer Bürgerin und Bürger nicht nur mit einem Medium informieren, da ansonsten die Gefahr bestehe, dass eine Meinung nur aufgrund einer subjektiven Grundlage gebildet werde. Dieter Thomä geht sogar soweit und bezeichnet alle, die sich nicht informieren, als schlechte Bürgerinnen und Bürger. Sie würden ihre Pflichten nicht erfüllen, aktiv an der Demokratie teilzunehmen. Mit dieser Aussage provozierte er die Stimmung in der Aula bewusst.
Das Problem seien aber auch die, die sich nur via soziale Medien informieren, erkannte Eva Nietlisbach. Denn in den sozialen Netzwerken ist es so, dass Inhalte ungefiltert auf den Konsumenten treffen. Franziska Ryser bestätigte die Meinung und machte auf die sogenannte „Filterbubble“ aufmerksam. Die Filterbubble beschreibt ein Phänomen, welches vor allem in den sozialen Medien auftritt. So gerät man aufgrund von Filtern der grossen Internetplattformen meist nur mit Menschen und Beiträgen in Kontakt, deren Meinung man bereits im Vorhinein teilt. Dadurch wird man in seiner eigenen Meinung nur bestätigt und trifft nie auf gegenteilige Ansichten. Die Diskutanten einigten sich darauf, dass dies die grösste Gefahr der sozialen Medien sei. Dennoch stimmten alle Lukas Reimann zu, als er sagte: „Social Media ist ein Gewinn für die Freiheit – für die Vielfalt.“
Für die Klassen, die sich angemeldet hatten, fand zwar kein Unterricht nach Stundenplan statt, aber wahrscheinlich war der Politiktag um einiges informativer. Die, die sowieso im Vorhinein nicht nur keine Lust auf Schulunterricht hatten, konnten viel von einem gelungenen Politiktag profitieren.