Fachgruppenvorsitzender der Facchgruppe Religion ist Ulrich Scherrmann. Er hat sich unseren Fragen gestellt.
Haben Sie eine allgemeine Herangehensweise für Ihre Fachgruppe vorgeschrieben? Wenn ja, welche wäre das? (Direkter Austausch, Arbeitsaufträge etc.)
Wir haben am letzten Dienstag in einer Fachgruppensitzung ein gemeinsames Vorgehen geplant, das von allen Kollegen so mitgetragen wird. Wir beschränken und zunächst auf die Arbeitsmittel, die wir sowieso schon im Unterricht einsetzen, z.B. OneNote.
Wir haben ein Raster entwickelt, in dem wir für jede Lektion den Schüler/innen das Thema, die Ziele, das Vorgehen und auch die erwarteten Ergebnisse kommunizieren. Das schafft unserer Meinung nach Klarheit und Sicherheit.
Wir haben ganz bewusst vorläufig auf die Möglichkeiten von Microsoft Teams verzichtet, um die Schüler/innen nicht zu überfordern. Digitale Instrumente sollen ja immer nur ein Hilfsmittel bleiben, nicht mehr und nicht weniger.
Für das Untergymnasium halten wir uns an die Vorgehensweise, die zusammen mit Prorektorin Judith Santschi erarbeitet wurde. Da dort viele Schüler/innen keinen eigenen Laptop oder Notebook haben, werden wir zunächst traditionell unterrichten, d.h. sie können das bestehende gedruckte Skript benutzen und ihre Ergebnisse… auf Sharepoint laden. Auch das ist ein einfaches Vorgehen.
Glauben Sie, dass in diesen zwei Wochen bis zu den Frühlingsferien die Schülerinnen und Schüler produktiv arbeiten und davon profitieren können?
Es ist für alle – Lehrpersonen und Schüler/innen – eine Umstellung. Da braucht es zunächst einmal eine Angewöhnungszeit. Ich glaube aber, dass diese Zeit produktiv genutzt werden kann. Schliesslich arbeiten die oberen Klassen ja schon mit digitalen Mitteln, so dass die Umstellung hauptsächlich auf die Heimarbeit anspruchsvoll ist. Der gewohnte Kontakt zu Kollegen fällt leider weg, auch die direkte Unterstützung durch diese in Fächern, in denen man weniger stark ist. Trotzdem – es gibt so viele digitale Hilfsmittel, dass ein Lernen auch in der jetzigen Situation möglich ist.
Worin sehen Sie persönlich Chancen im Fernunterricht?
Man kann sich die Zeit freier einteilen, kann auch bei Themen, die einen mehr interessieren, vertiefter hineinschauen. Dies ist z.T. im normalen Unterricht so nicht möglich. Der oftmals auch „ermüdende“ Unterricht (8-9 Lektionen bei manchmal auch „verbrauchter Luft“ im Zimmer) kann durch „Bewegung am Schreibtisch/vor dem Computer“ ausgeglichen werden, so dass man frischer und konzentrierter lernen und arbeiten kann.
Worin bestehen die grössten Risiken?
Momentan läuft sicherlich bei einigen das „Programm“ ab: „Wir haben Ferien, weil wir nicht in die Schule müssen“.
Das kann sicherlich ein Hindernis sein, d.h. es braucht einen guten Wochenplan und eine gute Zeiteinteilung, damit man nicht herumtrödelt und am Ende die Anforderungen nicht bewältigt.
Ich empfehle auch sehr dringend, das Handy nicht am Schreibtisch zu haben, sondern in einen anderen Raum zu legen, damit man ungestört arbeiten kann. Das Handy ist leider heutzutage auch ein Suchtmittel, d.h. man weiss durch viele Untersuchungen, dass Menschen immer wieder zum Handy greifen, um die neuesten Nachrichten, Chats… zu verfolgen und damit auch das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet wird. Wenn man dies nicht macht, kommt man schnell auf Entzug – ähnlich wie bei anderen Süchten. Deshalb ist es wichtig, schrittweise auch in dieser Phase sich im Handykonsum zu beschränken.
Was empfiehlt die Fachgruppe, damit die Zeit Zuhause erträglicher wird?
Es ist gut, sich einen Tagesrhythmus zu überlegen, d.h. zu der Zeit aufzustehen, als würde man in die Schule gehen, Pausen zu machen, zwischendurch Sport, Musik, o.ä. machen, damit man nicht ständig am Schreibtisch und vor dem Computer sitzt.
Es ist weiterhin eine grosse Hilfe, mit Kollegen in Kontakt zu bleiben. Es gibt ja genügend Möglichkeiten, dies auch so zu tun, dass man sich sieht (Facetime, Skype…), plaudert, vielleicht auch Ängste oder Nöte ansprechen kann. Die gegenseitige Hilfe ist eine grosse Ressource, die wir Menschen haben. Solidarität ist jetzt das Gebot der Stunde.