Stimm- und Wahlrechtsalter 16 Jahre

Das Wahlrecht auf 16 Jahre abzusenken ist in der Schweiz schon länger ein Thema. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander, doch erst kürzlich hat der Nationalrat das Stimmrechtsalter 16 Jahre mit 98 zu 85 Stimmen, also eher knapp, angenommen.

Bisher durften die Jugendlichen ab 16 Jahren ausschliesslich in Glarus auf Kantons- und Gemeindeebene abstimmen und wählen, doch vielleicht wird sich dies nun bald ändern.

Ich werde in diesem Artikel die zentralsten Argumente der Befürworter und der Gegner der Gesetzidee auflisten. Dieser Teil gilt zur freien Meinungsbildung. Anschliessend werde ich die aufgelisteten Argumente in einer Erörterung verbinden. Die Erörterung ist aus meiner Sicht, der Sicht einer 17-jährigen Schülerin, und enthält meine persönliche politische Meinung.

 

Das spricht dafür:

  • Jugendliche sind im Moment sehr politisch Engagiert und würden sicherlich einige Entscheidungen beeinflussen (Beispiel der Klimakrise).
  • Die Jungen Leute würden motivierter und häufiger Wählen, da das neue Gesetz ihnen möglicherweise das Gefühl gibt, mit der eigenen Stimme etwas zu beeinflussen.
  • Junge Erwachsene haben viele interessante Sichtweisen, welche von den jüngeren teilweise mehr unterstützt werden als von den älteren Generationen. Diese Sichtweisen können aktive Veränderungen herbeiführen und dem Parlament „einen Ruck“ geben.
  • Durch das Stimmrechtsalter 16 werden Jugendliche früher und aktiver auf die Politik aufmerksam und die Schulbildung wird angepasst.

Das spricht dagegen:

  • Die politische und geistige Reife ist mit 16 Jahren noch ungenügend ausgeprägt.
  • Die passende Schulausbildung fehlt.
  • Die schnelle und einfache Beeinflussung von jungen Erwachsenen durch Erwachsene oder gleichaltrige Mitmenschen, Gruppendruck.
  • Angst vor teilweise unüberlegten Wahlentscheidungen seitens der jüngeren Generation.
  • Zahlen, welche beweisen, dass die jungen Menschen generell nicht sehr aktive Wähler sind.

 

Pro- Kontra Erörterung – Meinungsbeeinflusst

Wie wir schon wissen ist das Stimm- und Wahlrecht in der Schweiz mit 18 Jahren, gleichzeitig mit dem Erreichen der Volljährigkeit, gegeben. Mit dem Erwachsensein kommt also das Recht zu wählen. Doch warum nicht früher? Wird die politische Reife wirklich durch das Alter bestimmt?

Man kann natürlich lange darüber diskutieren, ob ein 16-jähriger Teenager über genügend Reife für politisches Verständnis verfügt. Die meisten Jugendlichen sind, von der Schule aus, genügend über Politik und die Regierung, wie sie in der Schweiz aufgebaut ist, informiert. Vielmehr fehlt es einfach am eigenen Interesse, denn in diesem Alter wird die eigene Meinung zwar immer mehr, aber doch noch zu wenig in wichtige Entscheidungen einbezogen. Der Gedanke, die eigene Meinung zähle erst, wenn man erwachsen ist, übt sich natürlich auch negativ auf das politische Interesse aus. Wer ungenügend über Politik aufgeklärt ist oder sich nicht dafür interessiert, kann seine Meinung nicht wirklich vertreten. Diese Unentschlossenheit könnte zu unüberlegten oder ungewollten Wahlentscheidungen führen, wie die Gesetzgegner befürchten.

Ein weiteres wichtiges Thema, welches beim Kontra beachtet werden sollte, ist der Gruppendruck und das soziale Leben der Jugendlichen. Teenager passen sich sehr häufig und rein intuitiv der Meinung an, welche sie am meisten hören. Wenn man dieses Argument der Gegner des Gesetzes beachtet, so könnte es durchaus sein, dass Altersstufenweise gleiche Parteien oder politische Richtungen gewählt werden. Dies könnte allerdings auch förderlich sein, gerade wenn die jüngere Generation unserer Gesellschaft Veränderungen aktiv herbeiführen will. Im Falle der Klimakrise wären vermutlich viele Jugendliche froh, ein Wörtchen mitreden zu können. In manchen Themengebieten verfügen jüngere Menschen auch tatsächlich über mehr Wissen als ältere Generationen. Die Lerninhalte der Schule sind heute anders aufgebaut als früher. Die Schüler werden über aktuelle Themen besser aufgeklärt als es einige erwachsene oder ältere Menschen sind.

Es ist Fakt, dass die Schweizer Bevölkerung immer älter wird. Die Regierung bleibt mehr oder weniger auf einem Punkt stehen, da es keine wahlrechtsbezogene Altersbegrenzung nach oben gibt. Das Wahlrecht ab 16 könnte Jugendlichen dabei helfen, über ihre eigene Zukunft und aktuelle Themen mitzubestimmen, welche im Moment grösstenteils von sehr viel älteren Menschen beeinflusst werden. Im Parlament sind die jungen Menschen auch nur in minimaler Anzahl vertreten. Das Gesetz würde der jungen Politikgeneration sicherlich dabei helfen, respektiert und gewählt zu werden. Die Zahlen der jüngeren Generationen in der Regierung steigen. Dies gibt den Jugendlichen das Gefühl, gehört zu werden und einen Einfluss zu haben. Dies führt dann gleichzeitig zu einer grösseren Wahlmotivation, die jungen Erwachsenen würden dann in höheren Zahlen wählen gehen. In Österreich sowie im Kanton Glarus passierte dies tatsächlich so, zuwider aller Erwartungen der Gesetzgegner.

Das Gesetz wäre auch ein Grund, das Thema Politik in der Schule noch effektiver zu unterrichten. Das Interesse der Jugendlichen, am Unterricht dieser Art, wäre sicher um einiges grösser. Das Argument der mangelhaften Schulbildung wäre somit auch geklärt.

 

Meiner Meinung nach ist es eine gute Idee, Jugendliche ab 16 Jahren wählen zu lassen.

Die Pro-Argumente, dass wir jungen Menschen unsere eigene Zukunft bestimmen, unsere Ideen und Vorschläge besser umsetzen, und die Schweiz zu dem Land machen, in dem wir leben wollen, sind deutlich stärker als die meisten Argumente der Gegner. Natürlich ist die politische Reife eines 16-Jährigen nicht unbedingt gegeben, doch Reife und Interesse spielen meiner Meinung nach zusammen. Ist man interessiert, so lernt man.

Das Thema Politik würde zudem in der jüngeren Generation mehr Aufmerksamkeit bekommen. Durch das grössere Interesse und durch den immer wieder aufkommenden Austausch mit Mitmenschen können Jugendliche wie ich gut erkennen, was sie wollen und für was sie stehen. Schlussendlich ist auch das Erreichen des 18. Lebensjahres keine Garantie für politisches Verständnis. Vieles ist Sache der Schulbildung, welche auf jeden Fall, zusammen mit dem Gesetz, noch optimiert werden könnte und würde.

 

Zum Schluss bleibt uns noch die Ironie, dass alles Pro-Kontra meinerseits umsonst war, da schlussendlich auch über dieses Gesetz eine Gruppe Männer und Frauen mit dem Durchschnittsalter von fast 56 Jahren urteilt. Hoffen wir das Beste.

 

 

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