Mehr psychische Erkrankungen bei Schüler*innen im 2020?

Wie SRF berichtete ist die Nachfrage nach Plätzen in Kindern- und Jugendpsychiatrien 2020 signifikant angestiegen. Kanti live hat  beim Leiter der Schulpsychologischen Dienste St. Gallen, Dr. Ralph Wettach, nachgefragt, ob sich eine auffällige Änderung auch an den Schulen zeigt.

Verzeichnen die Schulpsychologischen Dienste St. Gallen ebenfalls eine gesteigerte Nachfrage?

Die Nachfrage ist insgesamt leicht gestiegen.

Was sind die Hauptgründe dafür?

Die Steigerung liegt im Bereich der üblichen Jahresschwankungen. Sie könnte aber beispielsweise mit mehr Lern- und Leistungsproblemen nach dem Lockdown zu tun gehabt haben.

Ist eine allgemeine Zunahme von psychischen Erkrankungen zu verzeichnen im vergangenen Jahr?

Um eine Zunahme von psychischen Störungen zu belegen, müssten repräsentative Studien gemacht werden; eine Steigerung der Nachfrage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist kein Beleg für eine Zunahme und könnte auch mit einer erhöhten Sensibilisierung für psychische Probleme von Kindern und Jugendlichen zusammenhängen.

Gab es eine Verschiebung hin zu bestimmten Krankheitsbildern?

Falls es eine tatsächliche Zunahme von psychischen Störungen gegeben hat, würde ich vermehrte Angststörungen, Zwangsstörungen und Depressionen vermuten.

Was können Schulen, Freunde und Familien tun, um diesem Anstieg an psychischen Erkrankungen Gegensteuer zu geben?

Der Anstieg von psychischen Störungen ist meines Wissens nicht belegt, aber eine erhöhte Aufmerksamkeit, das offene Ansprechen und die Unterstützung bei der Suche nach professioneller Behandlung können helfen.

Wohin können sich Schüler*innen wenden, wenn sie psychische Probleme haben?

Schüler*innen wenden sich oft zuerst an die Eltern, sofern eine vertrauensvolle Beziehung besteht, oder auch mal an Kollegen und Kolleginnen oder Lehrer*innen, mit denen sie einen guten Kontakt haben. Eine erste Anlaufstelle in den Kantonsschulen sind die psychologischen Berater*innen und die Schulärzte und Schulärztinnen. Diese können eine erste Einschätzung vornehmen und danach geeignete Fachpersonen vermitteln. Zudem können sich Jugendliche beispielsweise auch direkt an die Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste wenden.

Bildquelle: https://pixabay.com/de/vectors/psychische-gesundheit-schädel-kopf-3350778/