„Du bisch so heiss, du chunsch mit zu mir hüt“. Mit farbiger Kreide steht dieser Satz am Hauptbahnhof in Zürich am 6. Februar auf dem Boden geschrieben. Zwei Tage später, wieder in farbigem Schriftzug und am selben Bahnhof: „15i? Schad würd dich die ganz Nacht dure neh.“ Am 12. Februar: „Boah, ich wür sie so krass f*gge weni dich wär!“ Diesmal befindet sich der Satz auf dem Asphalt der Langstrasse.
Dies sind bloss wenige Beispiele für die häufigen Vorfälle von Catcalling, alleine in der Stadt Zürich. Natürlich findet Catcalling nicht nur in Zürich statt, sondern ist eine globale Tatsache.
Catcalling ist eine Form von verbaler sexueller Belästigung, wie die oben genannten Beispiele. Sie wirken oft sehr einschüchternd und verunsichernd auf die „ge-catcallte“ Person, denn es sind nicht Komplimente, sondern unangebrachte Anmachsprüche. Oftmals dienen Catcalls dazu, dass sich der Täter oder die Täterin gut fühlt und werden als Mittel zur Demonstration der vermeintlichen Dominanz des Mannes verwendet. Das Erstaunliche dabei ist, dass sie von der Gesellschaft offenbar so anerkannt sind, dass sie sogar am helllichten Tag in der Öffentlichkeit geäussert werden.
Im September 2019 wurde der Instagramaccount „catcallsofzrh“ ins Leben gerufen. Er dient dazu, auf die tagtäglichen Vorkommnisse von Catcalling in Zürich aufmerksam zu machen, doch er ist nicht der erste und definitiv nicht der einzige Account dieser Art .
2016 erstellte die New Yorkerin Sophie Sandberg den ersten Account mit dem Namen „catcallsofnyc“. Die Idee dahinter ist simpel: „ge-catcallte“ Personen schreiben Sandberg eine Nachricht mit dem Ort und dem Catcall und sie zieht mit farbiger Kreide bewaffnet los und schreibt den jeweiligen Spruch an der entsprechenden Stelle auf den Boden. Das Hauptziel: die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und Catcalls zu denormalisieren. Ihr zufolge hilft es den Leuten, nachdem sie belästigt wurden, es teilen zu können. Sie will auf die Thematik aufmerksam machen, ohne zu provozieren.
Auch in der Schweiz gibt es bereits von mehreren Städten solche Accounts. Erschreckend ist, dass solche Kommentare des öfteren sehr jungen Mädchen zugerufen werden. So handeln viele Catcall-Beispiele von Zwölf- bis Sechzehnjährigen.
Die Organisation „chalkback“, welche dazu dient, alle Catcallaccounts zu verknüpfen, erstreckt sich bereits über 49 Länder und etwa 150 Städte. Diese Zahlen sind erfreulich und beunruhigend zugleich. Sie zeigen einerseits, dass eine Grosszahl an Menschen das Projekt unterstützen, andererseits führt es einem vor Augen, dass solche Vorfälle omnipräsent sind.
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