Adieu, ihr Sprachaufenthalte!

„Sprachkenntnisse öffnen Welten“ – so wirbt die KSBG in ihrem Flyer für Sprachaufenthalte, Austausch und Co. Was aber, wenn die Welt zumacht, ganze Länder in den Lockdown gehen und man sich mit Desinfektionsmittel für/gegen Gäste bewaffnet?

Die Sprachaufenthalte: Damit lockt man die Schüler*innen – oder droht ihnen – oft schon vor den Aufnahmeprüfungen. Wir am Burggraben haben nicht nur das Privileg eine gewisse Zeit in fremdsprachigem Gebiet zu verbringen, sondern es gehört üblicherweise sogar zum Pflichtprogramm.

Für weniger Sprachbegeisterte ist das ein Übel, das möglichst schnell hinter sich zu bringen ist, während es anderen einen Herzenswunsch erfüllt und (zusätzliche) Motivation bringt, sich für eine bilinguale Kanti-Karriere zu entscheiden. Auf Englisch gibt es sogar eine Bezeichnung eigens für solche Menschen, für Sprachliebhaber*innen: „linguaphiles“! (Diese ist allerdings nur bedingt offiziell.)

Nun wurde entschieden, dass man für dieses Schuljahr 20/21 das Obligatorium aufhebt.  Der Französischaufenhalt der Erstklässler*innen, der Englischaufenthalt der bilingualen Zweitklässler*innen, sowie jener bereits verschobene der Drittklässler*innen werden nicht geplant obligatorisch stattfinden.

Da der Erwerb einer zweisprachigen Matura aber einen Englischaufenthalt voraussetzt, lag es am Kanton St. Gallen den Beschluss über dessen endgültiges Stattfinden zu treffen. Zuvor hatten auch die verschiedenen Kantonsschulen das Thema untereinander besprochen.

Beim Französischaufenthalt, der ja nur an der KSBG Sitte ist, wiegt die aktuelle Situation weniger schwer. Nichtsdestotrotz hofft man hier an der Schule natürlich die künftigen Jahrgänge wieder nach Frankreich oder in die Westschweiz schicken zu können. Seien Begegnungen mit Muttersprachler*innen doch so hilfreich beim Lernen einer Sprache. Hierzu der KSBG-Flyer: „Zum Lernen einer Fremdsprache gehört auch der Kontakt mit Personen, die diese Sprache sprechen.“

Aber: Alea nondum iacta est. (Der Würfel ist noch nicht gefallen!) Es ist noch immer allen frei gestellt, ihren Aufenthalt dennoch durchzuführen, zu verreisen und etwas Neues zu entdecken. Manchen wird es sicherlich möglich sein, ihre Reise so zu organisieren, dass ein geringes Risiko entsteht. Im Gespräch mit dem Verantwortlichen für die Sprachaufenthalte an der KSBG, Herrn Patrick Rugo, stellte dieser fest:

„Es ist sowieso immer eine gute Sache, wenn die Schüler*innen individuell in den Sprachaufenthalt gehen. Eigentlich streben wir auch an, sie möglichst individuell zu schicken.“

Gerade jetzt kann mit einer individuellen Reise womöglich auch das Risiko minimiert werden. Beim Babysitten zum Beispiel gibt es gute Wege den Kontakt mit Fremden auf die Gastfamilie zu beschränken. Ausserdem werden die meisten kleinen Kinder das Sprachverständnis angemessen fordern und mit Alltagsvokabular bereichern.

„Hier spielt die Pandemie keine so grosse Rolle, wenn man aufpasst“, erklärt Herr Rugo. „Man kann auch sicher Französisch lernen.“

Sprachschulen seien mässig sinnvoll, weil die Gefahr bestehe, dass diese in den Fernunterricht umsteigen müssten und dass dies wiederum anstrengend und wenig hilfreich sein kann.

„Ich finde, wir sollten lernen mit der Pandemie zu leben, und sollte diese noch zwei weitere Jahre dauern, können wir deswegen nicht einfach unsere Schule auf den Kopf stellen. An gewissen Parametern müssen wir festhalten“, so Herr Rugo darüber, inwiefern die Verbindlichkeit der Französischaufenthalte in den kommenden Schuljahren hinterfragt werden müsse.

Gibt die Schule ein Obligatorium für die Sprachaufenthalte vor, liegt die Verantwortung bei ihr. Für dieses Jahr gibt es nun natürlich Erleichterung. Kleinere Sorge, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Herr Rugo gibt zu bedenken, dass ein Grossteil der Schülerschaft verständlicherweise trotz allem auf die verdienten Sommerferien nicht verzichten möchte. Wer also etwas für diese fünf Wochen plane, könne dies genauso gut für einen „ungefährlichen“ Ort tun, wo die Französisch- oder Englischkenntnisse eingesetzt werden können. Es werde sich bestimmt ein Weg finden lassen, auf dem sich etwas lernen lässt.

Die Schule sei sehr offen und stelle den Schüler*innen die versprochenen Wochen gerne für eine Sprachreise zur Verfügung. Ein sorgfältig geplanter und sicherer Sprachaufenthalt bietet natürlich eine gute Möglichkeit, obwohl mit Einschränkungen, aus den gewohnten eigenen vier Wänden zu kommen.

 

Quellen:

ksbg.ch. (2016). 22.3.21: https://www.ksbg.ch/fileadmin/kundendaten/Gymnasium/Sprachaufenthalte/Sprachflyer_KSBG_2016.pdf

wikipedia.org. (2021). 22.3.21: https://en.wiktionary.org/wiki/linguaphile

Interview mit Herrn Patrick Rugo, 26.3.2021