“Leere Versprechungen reichen nun einfach nicht mehr aus!” – St.Galler Klimastreikende machen ihrem Ärger Luft

Anna Miotto ist hässig – und damit ist sie nicht alleine. Unter dem Motto #NoMoreEmptyPromises streikten am 19. März etliche Aktivist*innen auf der ganzen Welt und forderten die Politik damit zum Handeln auf. So auch in St. Gallen.

“Ich weiss nicht wie’s euch geht, aber es macht mich so verdammt sauer! […] Es ist verdammt hart zu sehen, wie das Einzige, das fehlt an der ganzen Sache, der Wille ist […] aber darum sind wir heute hier […] um der ganzen Welt zu zeigen, dass leere Versprechungen nun einfach nicht mehr ausreichen. Und wir werden nicht aufgeben!”. Anna Miotto liess ihrer Entrüstung am Klimastreik in einer emotionalen Rede freien Lauf.

Gebannt hörten alle Annas mitreissenden Worten zu.

Neben informativen und animierenden Reden wie dieser gab es auch noch packende Poetry Slams, ein grosses Klimaquiz und Musik, womit sich die Klimastreikenden am 19. März in der Marktgasse lautstark bemerkbar machten. Das erste Mal seit über einem halben Jahr durften sie in der Stadt St.Gallen wieder in Form eines Friday For Future auf die Klimakrise aufmerksam machen. Coronabedingt fand dies anders als gewohnt für einmal sitzend statt. Die rund 150 Menschen fand man also in kleinen Gruppen neben der Vadianstatue verteilt vor, wie sie gebannt den Redner*innen zuhörten und zwischendurch Spiele spielten und diskutierten.

Auch die St. Galler Stadtparlamentspräsidentin Alexandra Akeret war mit von der Partie.

Vorbeiziehende Menschen sahen in dieser Truppe womöglich eine ausgelassene und friedliche Gemeinschaft, die auf ihren Campingstühlen die Nachmittagssonne genoss. Doch jene, die stehenblieben, brauchten nur kurze Zeit zu lauschen, um festzustellen, dass es sich hierbei nicht oder nicht nur um eine fröhliche Zusammenkunft handelte, an der sich die Leute die öde Coronazeit zu verteiben versuchten. Im Gegenteil. Ihr Ziel war es, der verstreichenden Zeit endlich ein Ende zu setzen und die Schweizer Politik darauf aufmerksam zu machen, dass es nun höchste Eisenbahn ist, zu handeln. Bis 2030 zu warten liegt für sie nicht drin, denn dann würde der Zug endgültig abgefahren sein. Sie finden: Netto Null bis 2030 zu erreichen ist nach wie vor möglich, doch dafür muss jetzt gehandelt werden!

 

Netto 0 Treibhausgasemissionen bis 2030

Die Klimastreik-Bewegung fordert mit lautstarken Rufen: “Ufe mit de Klimaziel, abe mit em CO2!” Bis ins Jahr 2030 soll die Schweiz im Inland nur noch soviel Treibhausgasemissionen ausstossen, wie die Natur auch aufnehmen kann – ohne die Einplanung von Kompensationstechnologien. Die Schweiz verpflichtet sich als Unterzeichnerin des Pariser Klimaabkommens zur Mithilfe, die globale Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit deutlich unter 2°C zu halten. Angestrebt wird eine begrenzte Erwärmung von 1.5°C. Mit dem Klima-Aktionsplan wurde aufgezeigt, dass dieses Ziel möglich ist – jedoch nur, wenn bis 2030 netto 0 erreicht ist.

Viel Spass machte das Klimaquiz – sogar den Kleinen!

Klimanotstand

Weiter fordert die Klimastreik-Bewegung, dass die Schweiz den nationalen Klimanotstand ausruft und die Bevölkerung über die Notlage aufklärt, damit die Klimakrise als solche anerkannt und angemessen gehandelt wird.

Klimagerechtigkeit

 “What do we want? Climate Justice! When do we want it? Now!” – mit dieser Parole fordern die Streikenden Klimagerechtigkeit. Materiell, finanziell oder sozial benachteiligte Menschen sollen weder durch die Klimakrise, noch durch die deshalb getroffenen Massnahmen zusätzlich belastet werden. Dies gilt auch für nachfolgende Generationen – sie sollen nicht durch Handlungen der vorhergehenden benachteiligt werden. Es gilt, den von uns angerichteten Schaden selbst auszubaden.

Auch mit Kreide machten die Sitzstreikenden auf ihre Anliegen aufmerksam.

Finanzplatzforderungen

Die Streikenden haben ausserdem klare Forderungen an den Finanzplatz. Sie fordern Transparenz, netto 0 der Finanzflüsse bis 2030 und den sofortigen Ausschluss von fossilen Energien.

Systemwandelklausel

“System Change, not Climate Change” – dieser Slogan ist auf vielen Plakaten und Bannern (sogenannten Transpis) zu sehen. Können die Forderungen der Klimaaktivist*innen in unserem derzeitigen System nicht erfüllt werden, so braucht es laut Klimastreik einen Systemwandel. Wie so eine Umgestaltung des Systems aussehen würde, bleibt dabei offen.

Genauere Angaben zu den Forderungen sind auf der offiziellen Website des Klimastreiks Schweiz zu finden.

 

Nächstes Event

Der nächste nationale Streik- und Aktionstag findet am 21. Mai 2021 in Form des «Strike for Future», kurz «St4F», statt.

Das Spezielle am St4F ist, dass dafür möglichst viele Klimagruppen auf lokaler Ebene gegründet werden – etwa in der Schule, am Arbeitsort oder im Quartier. Diese Lokalgruppen setzen sich in ihrer Umgebung für eine klimagerechte Zukunft ein. Das Ziel ist folglich, dass sich möglichst viele Leute von Jung bis Alt zusammenschliessen, um gemeinsam einen langfristigen Wandel hin zu einer nachhaltigen und klimagerechten Gesellschaft anzustreben.

Auch in St. Gallen gibt es eine Klimagruppe, die den St4F in unserer Region organisiert.

 

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