Ein Pilotprojekt: Ab Freitag, dem 11. Februar 2022, stehen allen Menstruierenden der Kantonsschule am Burggraben über 8 Wochen hinweg gratis Tampons und Binden zur Verfügung. Ob der Umgang mit diesem Tabuthema danach offener wird und die Bereitstellung der Periodenprodukte verlängert, wird sich zeigen.
Angefangen haben in der Schweiz die Kantone Jura und Waadt, danach folgte Zürich – St.Gallen aber hielt sein Blut bis jetzt versteckt. Dass das so ganz und gar nicht in Ordnung ist, finden unter anderem zwei Viertklässlerinnen der Kantonsschule am Burggraben. Ihre Forderung: Es sollen gratis Mestruationsartikel auf allen WCs der Schule vorliegen. Was an 10 Stadtzürcher Schulen funktioniert, wird man doch wohl auch an unserer Kanti umsetzen können! Zudem wünschen sie sich einen offeneren Umgang mit dem noch immer tabuisierten Thema – denn letztendlich habe man die Endstigmatisierung zum Ziel.
Und tatsächlich zeigt sich die Schulleitung kompromissbereit: Ab diesem Freitag werden in den Damentoiletten im B-Stock Altbau, H-Stock Neubau und dem Sporttrakt frei zugängliche Menstruationsartikel aufliegen. Hierbei handelt es sich um ein Pilotprojekt, das sich über 8 Wochen bis zu den Frühlingsferien erstreckt. Nach Ablauf dieser Dauer werden die angefallenen Kosten auf den Jahresbedarf hochgerechnet; danach wird die Rektoratskomission über die weitere Handhabung entscheiden. Damit alle davon profitieren können, soll nur soviel genommen werden, wie benötigt wird. Ausserdem werden auch im Schularztsekretariat C41 weiterhin kostenlose Menstruationsprodukte zur Verfügung gestellt. Dort liegt für alle, die in den Behältern bei den Toiletten nicht fündig werden, ein etwas vielfältigeres Grössenangebot vor.
In der Schweiz sind Binden und Tampons als sogenannte “Luxusgüter” eingestuft; sie werden also noch höher besteuert als beispielsweise Kaviar und Viagra. Im Gegensatz zu Letzteren ist der Kauf von Menstruationsartikeln jedoch keine Frage der Freiwilligkeit, sondern ein Grundbedürfnis. In vielen Ländern der Welt sprengt die Anschaffung teurer Tampons und Binden bei Menstruierenden mit geringem Verdienst ihren ohnehin schon kleinen Rahmen – manche müssen sie sogar gänzlich weglassen oder durch unzureichende Alternativen ersetzen. Auch hierzulande gibt es Menschen die von Periodenarmut betroffen sind. Den meisten Familien der Schüler*innen, die an der KSBG ein- und ausgehen, geht es finanziell zwar überdurchschnittlich gut; trotzdem wird die eine oder andere menstruierende Person vielleicht dankbar aufatmen können, wenn sie in einer Fünf-Minuten-Pause von ihren Tagen überrascht wird, keinen Tampon bei sich hat und sogleich merkt, dass bereits für sie vorgesorgt ist. Das erspart ihr womöglich gerade noch das Zuspätkommen zum Unterricht.
Quellen:
- https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20204493
- https://www.srf.ch/news/schweiz/versuch-nach-sommerferien-14-stadtzuercher-schulen-geben-tampons-und-binden-gratis-ab