Was macht man beim Halbfinale der Philosophieolympiade?

Womit beschäftigt man sich bei einem Halbfinale der Philosophieolympiade? Kluge Aufsätze schreiben? Um den Aufsatz auf Englisch zu schreiben, musste man früh aufstehen, um fünf Uhr morgens, und eine drei Stunden lange Zugfahrt nach Fribourg überleben.

Zwischen 9:30 und 15:30 waren zwei Sachen geplant: Workshop und Schreiben. Natürlich ging der Workshop um ein philosophisches Thema. Dieses Mal drehte es sich um Epistemologie, oder einfach gesagt: Erkenntnistheorie. Während des Workshops wurden Namen wie Descartes, Kant und Hegel erwähnt, aber da dieser Artikel leider nicht meine Maturaarbeit ist, erspare ich euch die genauen Details des Workshops.

Die Entwicklung der Epistemologie: Vor und Nach Kant

Ich wollte meinen Aufsatz auf Englisch schreiben, was hörte ich aber dort? Französisch. Der Workshop war auf Französisch, der Professor sprach Französisch, die anderen Teilnehmenden sprachen Französisch. Es war wie eine stundenlange compréhension française orale, aber mit philosophischem Inhalt. Also etwas hat sich definitiv gelohnt; im Französischunterricht aufzupassen.

Ein netter Vorteil dieser Olympiade war, dass das Mittagessen gratis war! Am Esstisch lernt man, dass man in der Romandie problemlos Deutsch reden kann. Wir redeten den gesamten Workshop auf Französisch, also war es jetzt nur gerecht, auf Deutsch zu plaudern.

Die Pause war vorbei und nun ging es um Leben und Tod. Das Hauptziel des Halbfinales ist das Schreiben eines Aufsatzes. Man erhielt dafür ein Blatt Papier, worauf vier Fragen oder Aussagen mit einem philosophischen Zusammenhang standen. Es war nicht schwierig, dafür bekam man grosszügig zwei Stunden zur Verfügung. In diesen zwei Stunden wurde das Schicksal besiegelt : 12 von den 42 Halbfinalisten philosophierten und erreichten ihren Platz für die Endrunde .

Am Anfang wusste ich nicht, worüber ich schreiben sollte. Mittendrin dachte ich, dass ich nur Nonsens schreiben würde. In den letzten zehn Minuten wurde mir klar, dass ich die gegnerische Position übernehme und mit einem komplett neuen Aufsatz anfangen sollte. Kurz vor Schluss erschien mir die Einführung eines neuen Arguments als eine gelungene Idee. In den letzten 20 Sekunden verwarf ich dies erneut. Jetzt, wo alles vorbei ist, bleibt mir nichts anderes übrig als mit diesem Endprodukt zu leben…

Nicht nur das Mittagessen war inbegriffen, sondern auch eine Kaffeepause nach dem Wettbewerb war uns vergönnt. Allein für die lohnte es sich, an dieser Olympiade teilzunehmen.

Die Tassen waren voll

Wieder drei Stunden im Zug. Es ist die perfekte Zeit, um sich mit all den brillanten und offensichtlichen Ideen zu quälen, die mir ausgerechnet während des Wettbewerbs nicht einfallen wollten. 

Man kommt schon ein bisschen spät heim