Bei aller Sympathie

Quelle: Alexander Eugster

Gerade noch zierte ein Baugerüst die Fassade der Kantonsschule am Burggraben. Am Freitag, 28. September, präsentierte sich dieselbe mit Statements, die – wohl in nächtlicher Aktion – mit Kreide auf den Sandstein geschrieben worden waren. Rektor Marc König erzählt, was ihm im Moment, als er am Freitagmorgen des 27. Septembers vor dem Gebäude stand, durch den Kopf ging.

Während der Sommermonate war der Altbau der Kanti aufgrund von Rennovationsarbeiten an der Fassade in ein Baugerüst eingekleidet, welches erst zwei Wochen vor den Herbstferien abgebaut wurde.

Als die Schülerschaft und Lehrpersonen an diesem Freitagmorgen zur Schule kamen, fanden sie die Fassade des Altbaus bunter vor als sonst. Zitate, denen man üblicherweise auf Transpi oder Demoschildern an Klimastreikdemonstrationen begegnet, zierten den unteren Sandsteinabsatz der Fassade des Altbaus. Die Statements, die mit Kreide über Nacht auf die Fassade geschrieben worden waren, sollten die Aufmerksamkeit der Passanten auf den nationalen Klimastreik vom 28. September in Bern und die Wahlen am 20. Oktober lenken. Doch nicht die ganze Szenerie zeigte sich so fröhlich, wie die Fassade. Der Rektor konnte keine Freude an der Appell-Aktion finden.

Marc König zeigte sich in vergangen Interviews (siehe «Klimaschutz bedeutet nicht Verzicht») als ein Rektor, der das politische Engagement der Klimajugend unterstützt. Er sagt, dass er Lehrer geworden sei, weil er den Kontakt mit jungen Menschen spannend finde. Gerade eben, weil diese zuweilen ganz anders handeln, als er es erwarten würde oder gut fände. Dabei habe er mehr Verständnis für Engagement und Übermarchen als für enges, kurzes Denken. Das schlimmste sei die Haltung «Sie werfen keine Laternen ein, aber sie zünden auch keine an», zitiert der Rektor den Schweizer Dichter Gottfried Keller.

Trotzdem habe ihn diese Fassaden-Aktion an diesem Morgen wütend gemacht, denn die Fassadenrennovation war eben erst abgeschlossen worden. Zwei Stunden lief der Dieselmotor, um die Kreide von der Fassade herunterzuwaschen und der teure Spray-Schutz muss erneut auf den Sandstein aufgetragen werden. Auch findet der Rektor, dass der Hausdienst am letzten Tag vor den Ferien anderes zu tun habe, als Schmierereien zu entfernen. “Bei aller Sympathie für das Anliegen der Fridays-for-Future-Bewegung – das war ein Blödsinn.”