,,Ich gehörte damals eher zu den ruhigen Schülerinnen, die zwar im Kopf beim Unterricht dabei waren, aber nicht gerne die Hand gehoben haben, um etwas zu sagen.”

Quelle: Olivia Inauen

Olivia Inauen, Lehrerin für Englisch und Französisch an unserer Schule, war auch einmal Schülerin an der KSBG. Wir haben sie zu ihrer Schulzeit befragt und versucht herauszufinden, was sich seit ihrer Schulzeit alles verändert hat.


Frau Inauen, wie hat sich die KSBG verändert seit sie hier zur Schule gegangen sind?

Vieles hat sich verändert – zum Beispiel die Lehrerinnen und Lehrer, die bilinguale Matura oder der Zeitpunkt der Maturaprüfungen (vor den Sommerferien anstatt danach, Anmerkung Red.). Und: Es gibt kanti live!

Eine der wohl grössten Veränderungen seit ich an der KSBG zur Schule ging, ist aber der Unterricht. Klar, es ist nicht alles komplett neu, doch wenn man sich die Schulzimmer anschaut, wird schnell klar, dass sich Einiges getan hat: Unsere alten Schulzimmer waren damals mit einer Wandtafel, einem Hellraumprojektor, einem Röhrenfernseher (im Kasten, hinten im Schulzimmer) und einer Stereoanlage ausgerüstet. Es gab damals noch keine Beamer, keine Computer oder Tablets, keine Apple-TVs. Kurzum wird heute viel mehr mit neuen Medien gearbeitet. Lehrkräfte können sehr einfach Video-Material zeigen, Internetrecherchen machen, interaktive Programme und ähnliches nutzen. Wo wir als Schüler/-innen manchmal eine Lektion damit verbrachten, den Unterrichtsstoff von der Wandtafel abzuschreiben, zücken die Schüler/-innen heute ihre Handys und erledigen diese Arbeit durch einen Kameraklick. Ich denke, dass wir so schneller und effizienter arbeiten können. Wir müssen dabei aber aufpassen, dass wir die Schüler/-innen nicht mit zu vielen Informationen überschütten.

Auch organisatorisch und kommunikationstechnisch hat sich Einiges geändert: Es ist professioneller und schneller geworden. Die Schule verfügt über eine Website, wo man die wichtigsten Infos findet, intern wird Nesa benutzt, die Kommunikation mit den Schüler/-innen läuft per E-mail. Hatten wir uns damals während der Lektionen noch kleine Zettelchen geschrieben, so nutzen unsere Schüler/-innen heute wahrscheinlich ihre Tablets dazu.

Meines Erachtens hat sich also Grundlegendes in der Art verändert, wie wir lernen und unterrichten, uns organisieren und miteinander kommunizieren.

Gibt es Schüler/-innen, in denen Sie sich wiederkennen?

Ja, sicher. Ich gehörte damals eher zu den ruhigen Schülerinnen, die zwar im Kopf beim Unterricht dabei waren, aber nicht gerne die Hand gehoben haben, um etwas zu sagen. Solche gibt es nach wie vor viele. Ich staune aber auch, wie viele den Mut haben um den Unterricht aktiv mitzugestalten. Als Lehrerin ist man auf diese «Hilfe» angewiesen und freut sich jedes Mal, wenn ein guter Beitrag aus der Klasse kommt.

Gibt es eine lustige Geschichte aus ihrer KSBG Zeit? Wenn ja, dürfen wir diese hören?

Hmm, eine lustige Geschichte. Die vier Jahre Kanti waren für mich eine wirklich schöne Zeit und ich hatte sehr viel Spass. Wenn ich nun aber versuche, eine wirklich gute Geschichte zu finden, wird es schwierig. Vielmehr gibt es viele kleine alltägliche Geschichten, die aber für Dritte nicht sehr spannend sind.

Eine Geschichte, die mir aber nach längerem Überlegen trotzdem eingefallen ist und an die ich mich noch einigermassen gut erinnern kann (eventuell war aber auch nicht alles genau so, wie ich es im Kopf habe), ist Folgende: Für den Literatur-Unterricht in Französisch durfte ein Schüler aus unserer Klasse ein Buch auslesen. Er war zweisprachig, also Muttersprachler, und die Lehrperson dachte deshalb, dass er eine verlässliche Quelle sei. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob unser Mitschüler das Buch selber ausgewählt hat oder der Lehrer ihn einfach gefragt hat, ob es ein gutes Buch sei, jedenfalls hat unser Mitschüler der Lehrperson das Buch «Le grand cahier» von Agota Kristof empfohlen. Und er sagte, er habe es gelesen. Wir haben also in der Klasse mit der Lektüre begonnen. Der Lehrer hat das Gelesene jeweils in der betreffenden Lektion mit uns besprochen, ohne das Buch als ganzes gelesen zu haben. Als wir irgendwo ungefähr in der Hälfte des Buches waren, kam dann die Lehrperson in den Klassenraum gestürzt und guckte uns ganz verstört an. Ich verstand damals nicht sofort worum es ging, weil ich die Passage nicht gelesen hatte. Die Lehrperson war zu Recht völlig entrüstet, was das denn für ein Buch sei – anscheinend hat es pornographische Züge. Unser Mitschüler lief rot an und hat dann eingestanden, dass er das Buch gar nie gelesen habe. Wir haben die Lektüre abgebrochen, fanden die Situation aber alle ziemlich witzig.