Quelle: SBB, Boeing, Flixbus
„Für Klimastreiks die Schule schwänzen, aber für die Maturareise wieder nach Mallorca fliegen.“ Das Totschlag-Argument der Klimastreik-Kritiker hat in den vergangenen Monaten immer wieder für Diskussionsstoff gesorgt. Nun plant der erste Jahrgang seit den Anfängen der Klimajugendbewegung die Maturareise. Ob man die Reise mit Flugzeug, Bus oder Zug unternimmt, dürfte in manchen Klassen zu hitzigen Diskussionen geführt haben. Sogar Bundesrätin Simonetta Sommaruga sieht sich bei dieser Frage in einer Sackgasse: „Was soll ich diesen Leuten sagen, damit sie schweigen?“ fragte sie im August bei ihrem Besuch an der Kanti.
Es stellt sich die Frage, wozu man sich nun als Klasse und als Schüler verpflichtet fühlt. Eine mehrtägige Reise zu planen, die zwanzig verschiedenen Ansprüchen gerecht wird, ist für die meisten Schülerinnen und Schüler eine Herausforderung, die man so von der Ferienplanung im familiären Rahmen nicht kennt. Hoffnungen, Ideen und Einstellungen prallen dabei aufeinander und der Klassengeist wird auf eine neue Probe gestellt. Alle Schüler wägen für sich selbst zwischen der Option des günstigen und schnellen Fluges oder der umweltfreundlicheren Alternative per Bus oder Bahn ab. Kann dabei eine Lösung gefunden werden, die für die ganze Klasse stimmt? Während bei Fragen nach Reiseziel, Unterkunft oder Programm Kompromisse zwischen Vorstellungen ausgehandelt werden können, ist die Flug-Frage für die meisten Schüler eine tiefgreifende Prinzipien-Angelegenheit und ein Kompromiss kann dabei keine Lösung sein.
Ist es überhaupt fair, dass Politiker von Gymnasiumsschülern ohne Geld eine gründlich reflektierte Antwort auf die Frage zu erwarten? Jeder, der sich persönlich für die Klimabewegung engagiert, muss hier Eigenverantwortung zeigen: seine Bereitschaft persönliche Opfer zu bringen und Verzicht zu üben für etwas, wofür man sich einsetzt.
„Es ist die Pflicht von jedem, der intelligent genug ist die Klimakrise zu begreifen, selber den grösstmöglichen Beitrag zu seiner Bekämpfung zu leisten.“
Es besteht auch der Anteil von Schülern, welcher der Klimathematik weniger Aufmerksamkeit und Hingabe beimisst oder schlichtweg nicht bereit ist, mehr Geld auszugeben, nur weil es von ihnen erwartet wird. Die Situation erzeugt diese pragmatische und unkomplizierte Denkweise und sie wird durch Gewohnheiten und Preise verstärkt.
„Wieso sollte ich den unbequemeren Zug nehmen und dadurch auf eine grössere Auswahl an Reisezielen verzichten, wenn es sowieso billiger und schneller ist.“
In dieser Diskussion sind Schulleitung, Politik, Schülerinnen und Schüler gleichermassen gefordert. Der Klimabewegung ist von der Schulleitung der KSBG viel Verständnis und Toleranz entgegen gebracht worden. Es scheint daher nur verständlich, wenn nun in der Planungsphase der Abschlussreise achtsam beobachtet wird, wofür Klassen sich entscheiden. Ob dann Klassen, die auf das Flugzeug verzichten, unterstützt werden oder ob im Falle von vermehrten Flugreisen die tolerante Haltung der Schule strenger wird, wird sich erst zeigen.
Es ist auf jeden Fall sicher, dass die Maturareise für alle Klassen ein krönender Abschluss ihrer gemeinsamen Zeit werden wird. Was gäbe es denn Schöneres als die vierjährige Kanti mit einer grossartigen Reise abzuschliessen? Und ungeachtet der Transportumstände werden diese letzten Tage im Rahmen der Klasse zweifelslos unvergesslich werden.
Bilder
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https://www.kroati.de/kroatien-infos/bus-deutschland-kroatien.html
https://news.sbb.ch/artikel/88594/der-gotthardzug-giruno-hat-die-betriebsbewilligung-erhalten