Die KSBG geht nach Sion

Quelle: https://www.myswitzerland.com/en-ca/destinations/sion/

Wie schon alle mitbekommen haben, geht die ganze Schule im nächsten Semester im Mai nach Sion. Wir wollten Genaueres über die Schulreise wissen und haben unseren Rektor Marc König ausgefragt. Da die Meinung der Schülerinnen und Schüler an unserer Schule von grosser Bedeutung ist, ergriffen wir die Möglichkeit und stellten einer Klasse der KSBG einige Fragen zur Reise.

Herr König, was ist Ihr Hauptmotiv für diese riesige Schulreise?

Wir machen seit zehn Jahren einen Schüleraustausch mit unserer Partnerschule Lycée-Collège des Creusets (LCC) in Sion. Wir halten diesen Austausch für wichtig – für die Austauschschülerinnen und -schüler selber und für unsere Schule. Denn so ist die Westschweiz an der Kanti präsent: So hat’s jedes Jahr Romands in den 2. Klassen.

Kurz, das Hauptmotiv ist, dass jede Kantischülerin und jeder Kantischüler etwas über unsere Austauschschule in Sion, über die Westschweiz erfährt und selber einen Kontakt mit einem Walliser Kollegen oder einer Walliser Kollegin erlebt.

Haben Sie Zweifel am Projekt?

Nein, ich bin überzeugt, dass diese Schulreise interessant wird und spannende Begegnungen ermöglicht, sei es mit der Walliser Partnerklasse, sei es in der Walliser Gastfamilie. Es ist ein gutes und ein mutiges Projekt, ich freue mich auf diese Reise.
Mutig ist dieses Projekt, weil wir eine grosse Schule sind und dieser Anlass deshalb gross ist. Und weil dieses Projekt Raum lässt für persönliche Begegnungen, die man nicht “vorprogrammieren” kann. Vieles von dem, was die Schulkultur der Kanti ausmacht, hat mit einem mutigen Projekt begonnen – kanti live ist ein gutes Beispiel dafür. Wichtig ist, dass der Anlass sorgfältig vorbereitet und gut begleitet wird.

Sind die Sioner vorbereitet für so viele Schüler?

Wir haben uns in den Herbstferien wiederum mit der Schulleitung des LCC getroffen. Es gab viel zu besprechen und vorzubereiten. Ich kann Ihnen sagen, dass die Walliser Schüler und Eltern bereits zugesichert haben, dass sie uns St.Gallerinnen und St.Galler aufnehmen werden und dass sie die Aufnahme der Gastschülerinnen und Gastschüler ernst nehmen. Die Walliser Lehrerinnen und Lehrer werden mit ihren Klassen nun zuerst die Schülerzuteilung besprechen, wenn sie unsere Schülerporträts bekommen. Und dann überlegen sie sich, wie sie den Freitagmorgen interessant gestalten können. Spätestens im Dezember machen dann die Walliser Klassen ihrer jeweiligen St.Galler Partnerklasse Programmvorschläge.

Wir waren uns am Treffen mit dem LCC einig: Die Klassen sollen bei der Planung viel Gestaltungsspielraum haben. Die Schule hilft und koordiniert, vor allem aber, um einen guten Rahmen für die Klasseninitiativen sicherzustellen.

Haben Sie eine Vorstellung, wie das Ganze aussehen soll?

Die Begegnung von Kanti und LCC beginnt am Donnerstag, 7. Mai 2020, mit der Schulreise in einem Extrazug ins Wallis. Wir werden am Bahnhof in Sion empfangen und gehen dann klassenweise zur Place de la Planta. Da steht eine Bühne, auf der ein Rocksymphonic-Orchestra mit Schülerinnen und Schülern aus beiden Schulen spielen wird. Eine Lehrergruppe aus Sion und St.Gallen bereitet dieses Musikprojekt vor. Die dreitausend Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer auf der Piazza bekommen mit Bild und Ton einen Einblick in die Deutschschweizer und Westschweizer Welt.
Dann treffen die St.Galler Schülerinnen und Schüler ihre Walliser Kolleginnen und Kollegen und gehen mit diesen in die Gastfamilie, wo sie zum Znacht eingeladen sind und übernachten. Je nach Gastfamilie und Wohnort geht’s vielleicht noch in den Ausgang, um 23 Uhr müssen alle wieder zu Hause sein. Für die Lehrerinnen und Lehrer ist ein gemeinsames Raclette vorbereitet.

Der Freitagmorgen, wie sieht dieser aus ?

Für den Freitagmorgen hat die Schulleitung für alle Klassenstufen Rahmenvorschläge vorbereitet für die Gestaltung verschiedenster Aktivitäten. Das geht von Sportturnieren über Spectacles, Speeddating bis hin zu Ausflügen und Besichtigungen. Da kommt’s auf die Vorlieben und Initiativen der Klassen an, wie gesagt ein grosser Gestaltungsspielraum besteht. Organisiert für alle sind dann die Mittagessen der verschiedenen Klassenstufen.
Die UG-Klassen haben ein interessantes, eigenes Besuchs- und Übernachtungsprogramm. Auch sie treffen sich mit Walliser Schülerinnen und -schülern ihres Alters aus Sion.
Für alle gemeinsam ist dann die Rückreise im Extrazug – ausser für die sportliche Lehrer- und Schülergruppe, die mit dem Velo über den Oberalppass nach St.Gallen zurückfährt.

Was können die Schüler von dieser Schulreise mitnehmen?

Das Schulreise-Erlebnis: Gemeinsame Reise mit der Klasse, ein OpenAir-Erlebnis auf der Place de la Planta, Kennenlernen einer Westschweizer Schule, gemeinsame Aktivität mit einer Partnerklasse. Vor allem aber eine persönliche Begegnung mit einem Walliser Kollegen/einer Kollegin und einer Walliser Gastfamilie.

Da wir uns auch für die Meinung unserer Mitschüler und Mitschülerinnen interessieren, haben wir eine Klasse zur Schulreise nach Sion befragt.

Inwiefern protestiert beziehungsweise boykottiert eure Klasse den Schulausflug nach Sion?

Wir finden es nicht in Ordnung, dass (bis auf die 4. Klässler) alle dazu verpflichtet werden nach Sion zu fahren. Ausserdem sind wir nicht damit einverstanden, bei einer uns fremden Familie zu übernachten und nicht einmal die Möglichkeit zu haben irgendwo anders zu schlafen. Auch stehen wir dem Kostenaufwand sehr kritisch gegenüber.

Was sind die Gründe der Klasse dafür?

Wenn es um so etwas Grosses geht, möchten wir gefragt und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Unter anderem finden wir es nicht in Ordnung bei Fremden zu übernachten, ohne dass wir vorgängig gefragt werden. Bezüglich der Kosten wird an jeder Ecke gespart, aber dann wird so ein riesen Austausch spendiert. Wir möchten gar nicht über den Nutzen sprechen, welchen wir daraus ziehen für 24 Stunden nach Sion zu fahren. Hierbei sehen wir einfach keinen. In Zeiten der grossen Klimadiskussion sehen wir den Transfer (für nicht einmal 24 Stunden) von ca. 1500 Schülern von St.Gallen nach Sion umwelttechnisch als kritisch an.

Weshalb hat sich eure Klasse dazu entschieden?

In einer Schule, in der immer gepredigt wird sich einzusetzen und mitzubestimmen, wurden wir als Schüler bei einer doch so grossen und umfangreichen Aktion nicht mit eingebunden.

Wollt Ihr auch andere Klassen dazu animieren gegen die Sion Reise zu protestieren?

Wir haben uns  schon mit einigen Klassen  ausgetauscht, bei denen die Reise auch auf sehr grossen Widerstand trifft, so dass sich die Frage der zusätzlichen Animation gar nicht stellt.

Gibt es Lehrer, die eure Aktion bewusst unterstützen?

Die gibt es. Uns ist aber nicht bewusst, ob diese schon mit der Schulleitung kommuniziert haben.

Wie seht Ihr das Risiko vor potentiellen Konsequenzen?

Welche Konsequenzen? Wenn wir eine Schule sind, in der jeder sich seine Meinung bilden darf und diese auch äussern darf, kann es aus unserer Sicht auch keine Konsequenzen geben, wenn wir das Besagte umsetzen.

Fühlt Ihr euch ungerecht behandelt?

Wie erwähnt fühlen sich einige zu wenig eingebunden.

Was hätte die Schulleitung eurer Meinung nach besser machen müssen?

Sie hätte die Lehrer mit ins Boot holen, es offen zur Debatte, oder freiwillig machen können.

Da Rektor König die Meinungen seiner Schülerinnen und Schüler wichtig sind haben wir ihm zu den Statements Fragen gestellt.

Was sagen Sie dazu, dass die Klasse findet, die Schüler und die Lehrer seien zu wenig in der Entscheidung einbezogen worden?

Ich verstehe diese Bedenken. Es braucht einfach noch etwas Geduld: Die Walliser Lehrerinnen und Lehrer werden mit ihren Klassen nun zuerst die Schülerzuteilung besprechen, wenn sie unsere Schülerporträts bekommen. Und dann überlegen sie sich, wie sie den Freitagmorgen interessant gestalten können. Spätestens im Dezember machen dann die Walliser Klassen ihrer jeweiligen St.Galler Partnerklasse Programmvorschläge.

,,Und bezüglich der Kosten wird an jeder Ecke gespart, aber dann wird so ein riesen Austausch wieder gezahlt.‘‘ Wie stehen Sie zur Kostenfrage und dieser Aussage?
Die Kanti macht alle vier Jahre einen Anlass für die ganze Schule. Jede Schülerin und jeder Schüler soll mindestens einmal einen Kanti-Anlass erleben können. Vor vier Jahren war es ein Frühlingsfest, vor acht Jahren war es das Musical ,,Gallus”. 2002 war es auch eine Schulreise, es ging an die Expo.02, die Schweizer Landesausstellung. Für solche Anlässe wird im Budget Geld reserviert. Bei der Schulreise ins Wallis aber wird die Kanti finanziell massgeblich durch “Movetia” unterstützt, die Schweizer Agentur für Sprachaustausch. Movetia fördert die Verständigung zwischen den Schweizer Sprachregionen.

So wie es aussieht, steht ein möglicher Boykott an, wie stehen Sie diesem gegenüber?

Ich nehme Fragen und Bedenken von Schülerinnen und Schülern ernst, auch die Fragen und Bedenken zu dieser Schulreise. Ich spreche mit den Schülerinnen und Schülern, ich möchte wissen, was ihnen Mühe macht. Für mich gehören Diskussionen, Auseinandersetzungen zum Schulleben, zur Bildungsarbeit, zum Erwachsenwerden. Wichtig ist mir, dass sie offen und fair sind.