“Ich han au emol en Seich gmacht”- Titus Rüegg gibt zu, dass auch er kein Musterschüler war

Ganz schön hektisch geht es jeweils in der grossen Pause am Arbeitsplatz von Titus Rüegg zu und her. Denn es ist gleichzeitig auch das Fundbüro der Kanti am Burggraben. Kein Wunder also, dass dieses Interview hier nun nicht wie geplant als Podcast erscheint, sondern in schriftlicher Form. Gelohnt hat sich das Transkribieren aber auf jeden Fall, denn unser Hauswart packt aus.

 

Mussten Sie seit den Ferien schon einmal laut werden wegen der Schüler*innen auf dem Gang?

Laut in diesem Sinne nicht, aber ich musste es einfach bestimmt sagen, wenn mich etwas störte. Dies ist meistens aufgrund derjenigen, die ihre Schuhe stets an den Wänden und auf den Stühlen abstellen.

 

Welche Gefühle löst es in Ihnen aus, wenn Sie die Schülerinnen und Schüler dabei erwischen, wie sie ihre Füsse an Orten hochlagern, wo sie nicht hingehören?

(*An dieser Stelle klingelt Herr Rüegg‘s Telefon. Er klickt den Anruf nach einem langezogenen “haiiiii” weg.*) Ein wenig Kopfschütteln einfach. Ich frage mich, wie die Erziehung jener Jugendlichen aussieht und wo deren Anstand bleibt. Das braucht es nämlich auch im Umgang mit Dingen wie Gebäuden und Materialien.

 

Wie müsste sich denn, wenn es nach Ihnen ginge, ein*e Musterschüler*in an unserer Schule verhalten?

Ein*e Musterschüler*in ist sich bewusst, dass ein schlechter Umgang mit dem Schulgebäude und dessen Innenausstattung hohe Kosten als Konsequenzen mit sich trägt. Was beschädigt wird, muss entschädigt werden.

 

Würden Sie denn Ihr jugendliches Selbst als Musterschüler bezeichnen?

Mich? Nein. Ich habe auch einmal bei einem Blödsinn mitgemacht. Wir haben eine Wandtafel beschädigt und die musste dann natürlich bezahlt werden. Mein Vater hat den Schaden bezahlt und wir mussten die Konsequenzen unsererseits durch mehrere Mittwoch- und Samstagnachmittage Arbeit tragen.

Im Grossen und Ganzen, muss ich aber sagen, sind die Schülerinnen und Schüler der Kanti sehr gut. Es sind wirklich nur sehr wenige von ihnen, die das Gefühl haben, man müsse keine Sorge tragen. Schade finde ich es heutzutage einfach, wenn manche Eltern meinen, dass das schlechte Verhalten ihrer Kinder keine Konsequenzen haben müsse.

 

Sie sind nun schon seit 22.5 Jahren Hauswart hier an der Kanti. Wie kam es dazu?

Zuerst arbeitete ich acht Jahre lang in Gossau. Weil wir dann ein Haus in Mörschwil bauten, konnte ich dort aber nicht mehr arbeiten. Darum suchte ich eine neue Stelle und bewarb mich hier.

 

Würden Sie diesen Job wieder wählen?

Ich denke schon, ja. Man hat viel mit Schüler*innen, Lehrpersonen und der sonstigen Umgebung zu tun – das ist zwar manchmal anstrengend, aber auch interessant. Der Hauswart*innenberuf ist ein sehr vielseitiger, weil man viele Dinge selber gestalten, ausprobieren und erledigen kann.

 

Möchten Sie uns Schüler*innen sonst noch etwas mit auf den Gang geben?

Ihr sollt so bleiben, wie ihr seid (*lacht*) und weiterhin brav sein (*lacht wieder und «Diiing» – eine Nachricht poppt auf seinem Handy auf*). Wir haben schon sehr positive Rückmeldungen bekommen bezüglich des Aussehens unseres Gebäudes – sogar aus dem Ausland. Vor zwei Monaten hatte ich Besuch einer Delegation von Architekt*innen aus Deutschland, die betonten, dass es an Unis und Gymnasien kaum Toiletten gäbe, die nicht verschrieben und vermalt seien. Sie konnten fast nicht glauben, dass unsere Wände so sauber sind. Das ist sicherlich dank dem Hausdienst, aber auch dank euch Schüler*innen.