Meisterhaftes Theater an der Kanti: Bei “Frühlings Erwachen” bleibt keiner unberührt

Keiner schafft es, ruhig zu bleiben; kaum wird die Bühne dunkel für den nächsten Szenenwechsel, fängt die ganze Aula an aufgeregt zu tuscheln. Die Aufführung von “Frühlings Erwachen“ des FF Theater ist absolut mitreissend. 

Das Licht geht aus, auf der Bühne werden Stühle verrückt und im Publikum werden Spekulationen laut… Hat er es jetzt wirklich getan? Was ist passiert? Ich versteh‘s nicht, ist er jetzt tot? So ungefähr klingt es. Doch da geht die Beleuchtung schon wieder an und die nächste Szene folgt. In der Tat, “Frühlings Erwachen: Eine Kindertragödie“ ist kein Stück, bei dem man so kurz mal weg dösen kann. 1891 erschienen, hat das Theater von Franz… ähm, Frank Wedekind schon oft Skandal gemacht. Es handelt von der sexuellen Aufklärung Jugendlicher und davon, was möglicherweise geschieht, wenn diese nicht stattfindet.

Die Schüler:innen des Freifachs stellen 14-, 15-jährige Jugendliche dar, die im Grunde nur verstehen wollen, wie die Welt funktioniert oder was mit ihnen selbst vorgeht. Dabei kann sich das Publikum vielleicht in den Charakteren wiedererkennen. Weil die meisten aber vermutlich kaum über ihre eigenen Erfahrungen reden, wird nur umso deutlicher, wie wichtig es immer noch sein kann, dass ein solches Stück von mutigen Schüler:innen aufgeführt wird.

Das Bühnenbild ist ganz einfach gehalten, dient aber absolut seinem Zweck. Es ist erstaunlich, was man mit elf Stühlen und vier Tischen anstellen kann. Die Fantasie von Regisseur Matthias Flückiger und den Schüler:innen bringt noch eine zusätzliche Prise Humor in die Aufführung. 

 

Diese scheuen sich auch nicht, intensive oder explizitere Szenen zu spielen. Dabei hätten sie ihm Vorfeld schon so einige davon gestrichen, wie die Gruppe gegenüber kanti live vergnügt berichtet.

Gerade weil aber die Schauspieler:innen die schwierigen Nuancen überzeugend darstellen, verdient die Theatergruppe unser Lob. Manche müssen mehrere Rollen übernehmen und schaffen es, ihr Spielen um 180 Grad zu ändern, sodass den Zuschauern der Wechsel sofort klar wird. Auf der Bühne wird geschrien, geflüstert, geweint und geflirtet. Eine ganze Reihe von Gefühlen kommt zum Ausdruck, aus denen herauskommt, wie schwierig das Leben Jugendlicher sein kann. Doch lebt das Stück viel eher von dem, was nicht gezeigt, sondern angedeutet wird.

Die Theatertruppe gesteht, das Stück sei ausgesucht worden, als noch nicht alle Freifachschüler:innen die Tragödie gelesen hatten. Auf dem Bild wird über einen der Jugendlichen gerichtet und gleichzeitig über das Lüften diskutiert.

 

Bei der ganzen Ernsthaftigkeit und Tragik des Stückes kommt aber auch der «Komödien-Teil» nicht zu kurz. Die Darsteller:innen fügen mit bunten Requisiten, wie z.B. einem fröhlichen Fröschli-Hut, oder hektischem Hin- und Herspringen (wenn der Hausmeister Habebald über die Bühne gejagt wird) dem Ganzen lustige Sequenzen bei. Das Publikum muss oft über die allseits bekannten Stimmungsschwankungen lachen oder über im besten Sinne behelfsmässige Special Effects…

Die Quintessenz der Geschichte? Das Stück sagt erstens, dass, auch wenn man nicht alles über das Leben weiss, man es bejahen sollte und sich nicht daraus zurückziehen. Zweitens ist eine gute Aufklärung wichtig. Und drittens: schaut euch das fantastisch gespielte und wunderbar inszenierte Stück an!

Am Mittwoch 6. April um 19:30 findet die öffentliche Vorstellung in der Aula Neubau statt. Alle Schüler:innen wie auch Auswärtige sind sehr herzlich dazu eingeladen.