Ja – Ein klitzekleines Wörtchen

Für die rund 100 Teilnehmenden am diesjährigen Schreibwettbewerb an der Kantonsschule am Burggraben war es viel mehr als das. Über Tage, wenn nicht Wochen haben sie sich mit genau diesem klitzekleinen Wörtchen auseinandergesetzt. Finn Bogdan erzählt von der Preisverleihung.

 

Dieses Jahr konnte der Schreibwettbewerb unter dem Patronat der Studienstiftung wieder in voller Pracht durchgeführt werden. Mit dem Thema “Ja” ist es den jungen Autor*innen völlig selbst überlassen, wohin sie ihren Text führen wollen. Im vergangenen Jahr drehten sich viele Texte um den Corona-Alltag und Einsamkeit in der Pandemie. Die diesjährigen Texte sind geprägt von Ungewissheit und einem Drang nach Vergänglichkeit, aber auch von Humor und Anerkennung für die klitzekleinen Dinge im Leben.

 

“Erinnerungen an einen Ort” – Rahel Noger, 2bUG

Bei “Erinnerungen an einen Ort” haben wir die beiden Freunde Jana und Jaden, welche noch einen letzten Blick zurück auf ihre Zeit an der Kantonsschule werfen. Es wird gelacht über einen misslungenen Versuch zu backen und getrotzt über einen Streit, der die beiden das erste Mal auseinandertrieb. Es ist eine Freundschaft, die man sich nur wünschen kann. Gemeinsam wird auf eine wunderbare Zeit geblickt; wie weit sie schon kamen und alles, was sie noch vor sich haben.

Bei manchen setzen diese Gedanken bereits nach dem Bestehen der Probezeit ein – es fühlt sich wie gestern an, als man seine ersten Schritte durch die Gänge der Kanti machte. Andere fangen an zurückzublicken, wenn sie ihren Freund*innen aus älteren Jahrgängen zuschauen. Oder diejenigen, welche ihre ersten Blicke auf ihre Zeit an der Kanti werfen, wenn diese vorbei ist.

Egal, ob man sich bereits früh in der Schulzeit darüber Gedanken macht oder erst, wenn man sein Maturazeugnis in den Händen hält – irgendwann beginnen wir alle, die Erinnerungen an diesen Ort zu schätzen.

 

“Brotkrümel” – Carlotta Schellmoser, 1nI

Von der Gangart zum Gesichtsausdruck, vom Kleidungsstil zur Frisur, vom Lächeln bis hin zur Körperhaltung; manche Leute verkörpern eine Stimmungslage im Vollen und Ganzen. Sie verfallen in eine Haltung und behalten diese bei, weil ihnen alles andere als unsinnig erscheint. Gewissen Personen steht die Offenheit förmlich ins Gesicht geschrieben, manche hinterlassen ein Spur von “Lass mich in Ruhe!” und andere geben mit ihrem Blick den Eindruck, als seien auch sie gerade aus den Wolken gefallen.

Carlotta erzählt von zwei Personen, welche unterschiedlicher gar nicht sein könnten. Ein mürrischer Herr, dem alles bis zum Hals steht und bereits darüber nachgedacht hat, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Sein Gegenstück ist eine alte Dame, die trotz ihrem stolzen Alter mit einer Leichtigkeit durch den Park geht, als wäre sie gerade erst zwanzig geworden. Er beobachtet die Dame dabei, wie sie kleine braune Brocken in den Teich wirft – sie füttert klitzekleine Entlein.
Es gibt nichts, was die beiden verbindet und doch beginnt der Mann sich zu fragen, wie es denn mit ihm aussehen würde, wenn auch er mal nichts anderes zu tun hätte als mit einem lächelnden “Ja” im Gesicht durch den Park zu gehen und die Entlein zu füttern.

 

Ja – Carolina Schäfer 3aLM

Wem die Trauung nicht reicht, der kann immer noch zur Nadel greifen. Schliesslich gibt es nichts Persönlicheres als den Namen seines Ehepartners auf dem eigenen Körper verewigt zu wissen. Was wenn die Ehe scheitert? Dazu kommt es wohl nicht und falls doch, gibt es immer das Cover Up!

Frech und originell – so schreibt Carolina ihre Texte. Sie spielt mit dem “Ja” zur Ehe und gibt ihm gleich eine weitere Bedeutung. Eifersucht an der Hochzeit seiner Freundin zu empfinden, ist doch wohl unerhört; hier ist sie aber allgegenwärtig. Als Jan seine Freundin Charlotte auf die Tattoos des frischen Paars aufmerksam macht, kriegt sie eine Idee.
Sie begeben sich auf den Weg zum zwielichtigen Tattoo-Studio am Bahnhof. Zehn Franken pro Buchstaben heisst es am Tresen. Kaum der Rede wert für Charlotte, die drei Buchstaben will sie auf dem Schlüsselbein stehen haben. Zuerst an der Reihe ist aber Jan. Er hat mehr Haut im Spiel als Charlotte; ganze neun Buchstaben sollen von seinem Schlüsselbein bis hin durch Halsmulde strahlen. Nun kommt Charlotte an die Reihe…

 

Das waren nun drei der acht Sieger*innentexte. Ein grosses Dankeschön an alle jungen Autor*innen, welche einen Text einreichten. Es ist eine Freude zu sehen, wie viel Schreibtalent sich an der Kanti verbirgt. Alle restlichen Texte, sowie die Rangliste können auf der Seite der KSBG eingesehen werden.