Wie du deinen inneren Picasso erwecken kannst

“I bi nöd kreativ gnueg, um da Plakat für üsen Vortrag zgstalte”. Nachdem diese Worte gefallen waren, konntest du nur zustimmen und dein Potenzial verwerfen. “Ich doch au nöd.” Doch, meine lieben nicht-BGler, wir werden euer Problem lösen. Das Wort, welches wir dazu brauchen, lautet Kreativität. Etwas, was in uns allen steckt, auch in den Wirtschaftlern und IB-lern, doch was nur wenige von uns zu haben glauben. Ich als ehrenwürdige BG-Schülerin habe es mir zur Aufgabe gemacht, euch davon zu überzeugen, dass auch in euch ein innerer Picasso steckt, der nur ein wenig Ermutigung braucht, um all die kommenden Plakatgestaltungen bewältigen zu können. Kreativität ist eine erstrebenswerte Fähigkeit, die in jedem steckt, welche sich in allen Lebensbereichen als nützlich erweisen und, glücklicherweise, gesteigert werden kann. 

 

Mit dem Wort «Kreativität» verbindet man oft künstlerische Fähigkeiten, wie das Malen eines grossen Gemäldes oder das Schreiben eines Fantasy-Romans. Doch Kreativität steckt überall drin, auch in trivialen Entscheidungen, wie zum Beispiel welche Ausrede du deinem Lehrer erzählen wirst, nachdem du zu spät gekommen bist, weil du damit beschäftigt warst, deine Mathehausaufgaben abzuschreiben.  

 

Doch was ist Kreativität nun wirklich? Abstrakt definiert ist Kreativität eine Ansammlung von Charaktereigenschaften und Fähigkeiten, die es ermöglichen, neue und bedeutsame Ideen zu kultivieren, die sich verwirklichen lassen und einen Zweck erfüllen. Zwar kann es sein, dass jemand viele einzigartige Einfälle hat, aber wenn diese aussichtslos und nicht umsetzbar sind, dann hat man zwar die Fähigkeit des divergenten Denkens (die Fähigkeit, viele verschiedene Ideen zu generieren), jedoch nicht die der Kreativität. Denn Kreativität ist die Schnittmenge von Wissen, Motivation und Fähigkeit oder anders gesagt: Kreativ ist, wer kreativ handelt. Und umgekehrt: Um kreativ zu handeln, brauchst du plausibles Wissen der Welt, Ansporn zur Entwicklung von Ideen und angeborene Fähigkeiten, die jedoch mit Mühe weiterentwickelt werden können. Du bist also in Sachen Kreativität kein hoffnungsloser Fall! Hier ist eine Liste mit Fähigkeiten und Eigenschaften des kreativen Denkens mit passenden Übungen, damit du sie trainieren kannst:  

 

Divergentes Denken: viele verschiedene Ideen generieren. 

Übungen: 

  • Nimm ein alltägliches Objekt (z.B. ein Glas) und denke dir möglichst viele alternative Wege aus, dieses Objekt zu nutzen 
  • Brainstorming und Mindmapping zu einem Thema 
  • Um z.B. die Frage «Mir ist langweilig, was soll ich dagegen tun?» zu beantworten, öffne ein Buch, wähle ein «Reizwort» aus einer zufälligen Seite aus und notiere es. Erstelle dann eine Liste von Wörtern, die du damit verbindest, und beantworte die Frage für jedes Wort auf der Liste. (z.B. Kirsche à Kirschenpflücken gehen) 

 

Konvergentes Denken: das Aussuchen der logischsten und praktischsten Lösung/Idee.  

Übungen: 

  • Spiele Schach und analysiere deine Züge 
  • Löse Rätsel (z.B Logikrätsel, Escape-Rooms, Rätselbrettspiele) 
  • Analysiere ein spezifisches Problem und identifiziere verschiedene Lösungsmöglichkeiten. Bewerte dann jede Lösung hinsichtlich verschiedener Kriterien (z.B Umsetzbarkeit, Effektivität, Einzigartigkeit, etc.) und wähle so die beste Lösung. 

 

Assoziatives Denken: Verbindungen zwischen Konzepten und Informationen herstellen. 

Übungen: 

  • Geh in eine Bibliothek und lese eine Seite/ein Kapitel von je zwei Büchern. Danach stelle Verbindungen zwischen den beiden Inhalten her, die du gelesen hast, egal wie beziehungslos sie anfangs erscheinen.  
  • Betrachte ein Bild oder höre ein Lied und beobachte, welche Gefühle, Wörter oder Ideen es in dir hervorruft. Nutze diese Assoziationen als Inspiration. 
  • Wähle mehrere zufällige Wörter und versuche eine Geschichte zu entwickeln, die all diese Wörter miteinander verbindet. 

 

Probleme und Situation von verschiedenen Perspektiven aus betrachten können 

Übungen: 

  • Spiele das Gemeinschaftsspiel «Black Stories», bei welchem du düstere Rätsel lösen musst, indem du mit Ja/Nein-Fragen die Hintergrundgeschichte einer makabren Handlung erraten musst. So kannst du dich in die Schuhe der fiktiven Person setzen und verwendest ausserdem das konvergente Denken 
  • Bei der Suche nach Antworten zu einem Problem (z.B «Ich weiss nicht, was ich mir fürs Abendessen kochen soll.»), kannst du es aus der Perspektive anderer Leute mit einem anderen Alter, Geschlecht, kulturellem Hintergrund oder einer anderen Persönlichkeit anschauen. Wenn du also nächstes Mal nicht weisst, was du dir zum Abendessen kochen sollst, spiele die Rolle einer italienischen Grossmutter, das führt bestimmt zu leckeren Antworten. 
  • Spiele verschiedene Rollentauschspiele 

 

Offenheit: offen sein für Fehler und verschiedene, absurde Ideen. 

Übungen: 

  • Begib dich aktiv in Situationen, die ausserhalb deiner Komfort-Zone liegen, denn dann ist es unvermeidlich, Fehler zu machen. So lernst du wie du über deine Fehler lachen und mit ihnen umgehen kannst. Im kreativen Prozess soll man Fehler als Herausforderungen und Einladungen sehen, in eine andere Richtung zu gehen. 

 

Viele von uns haben den Gedanken in unseren Köpfen verankert, dass sie nicht kreativ sind, sei es weil man in der Schule nie der/die beste Künstler/in war und die Lehrer/innen einen nicht gelobt haben, oder weil man nie wirklich versucht hat, seine kreative Seite zu entfalten. Doch wenn du an deiner Kreativität arbeitest, wirst du neue Hobbys und Leidenschaften entdecken. Hoffentlich werden dir einige der Übungen in diesem Artikel das nächste Mal von Nutzen sein, wenn du in einer kreativen Blockade steckst.  

 

 

Ein Artikel von Julia Stojic 

 

 Quellen: 

https://www.innolytics.de/was-ist-kreativitaet/ 

https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/kreativitaet-mehr-als-nur-kunst/  

https://www.studysmarter.de/schule/psychologie/grundlagendisziplinen-der-psychologie/divergentes-denken/  

Bildquelle:

(Pinterest https://pin.it/1Xnn3KQ )