Von der Demonstration ans Podium

(Bild: unsplash.com)

Die Klimastreiks der vergangenen Monate geben Anlass zu Diskussionen. So auch am 15.02.2019, als in der Grabenhalle von der Politgruppe der eben dieser und dem Kollektiv Klimastreik Ostschweiz zur Podiumsdiskussion geladen wurde. Knapp zwei Stunden, die wie im Flug vergingen.

Freitag, halb acht abends. Die Grabenhalle füllt sich zügig, bis nach einer Viertelstunde keine Sitzplätze mehr frei geblieben sind. Dennoch strömen immer mehr Zuhörer herein. Nun wird es auch mit den Stehplätzen knapp.

Das Thema der Podiumsdiskussion: Die Klimastreik-Bewegung im Kontext der aktuellen Klimapolitik. In den vergangenen Monaten bezogen zahlreiche Schülerinnen und Schüler Stellung zur Thematik des Klimawandels. An diesem Abend kommen allerdings neben zwei Mitschülern von uns auch Experten, Journalisten sowie zwei Politikerinnen zu Wort. Geleitet wird die Diskussion von Corinne Riedener (Journalistin „Saiten“). Den Anfang machen das offizielle Gesicht der ostschweizerischen Klimastreik-Bewegung und Schülerin der KSBG, Miriam Rizvi, und Mateo Rothenberger, ebenfalls Schüler der KSBG, danach Hanspeter Schmid, Professor im Bereich Klimawissenschaften, sowie Bettina Dyttrich, Journalistin der „Wochenzeitung“ (WoZ), gefolgt von der FDP-Kantonsrätin Imelda Stadler und Franziska Ryser, Vertreterin des Stadtparlaments für die Jungen Grünen. Die Diskussion schliesst mit einer offenen Runde, zu der auch Publikumsfragen gehören.

Die Anerkennung des anthropogenen, den durch die moderne Gesellschaft verschuldeten, Klimawandels geht klar von allen Diskussionsteilnehmern aus. Welche Konsequenzen bezüglich des Verhaltens unserer Konsumgesellschaft daraus hervorgehen sollten, ist Gegenstand des Gesprächs.

Nebst Demonstrationen ausserhalb der Schulzeit sind es wohl hauptsächlich jene freitagmorgens in der dritten Lektion, die für das meiste Aufsehen sorgen. Prompt folgt die Kritik, welche am nächsten liegt: “Weshalb gerade zu Schulzeiten streiken? Verpasster Unterricht ist doch Steuergeldverschwendung.” Es ist offensichtlich, dass die Kritiker des Klimastreiks die Sympathien des Publikums nicht auf ihrer Seite haben (genau so wenig jene der Moderatorin); allerdings sind es letztlich die Argumente, welche an jenem Abend überzeugen.

Miriam Rizvi verteidigt ihren Standpunkt deutlich. Dabei stellt sie die Tatsache in den Raum, dass einige Schüler der KSBG beispielsweise für Turniere u.ä. vom Unterricht befreit werden. Das Publikum reagiert mit ausreichend Applaus.

Die kritischen Stimmen, wie etwa jene von Lokalpolitikerin Imelda Stadler, haben etwas sehr Pragmatisches. Unter anderem wird angesprochen, inwiefern die aktuelle Situation in politische Entscheidungen auf Gemeindeebene einfliessen. Dort geht es beispielsweise um Sachfragen betreffend der Stromversorgung.

Mateo Rothenberger setzt die Diskussion erneut in den direkten Kontext unserer Schule, indem er das Fernbleiben vom Unterricht als Verschwendung von Steuergeldern anprangert. Er schätzt die Demonstrationen ausserhalb der Schulzeit als effektiver ein.

Beide Seiten sprechen jedoch von konkreten Massnahmen. Solarzellen auf dem Dach der Kantonsschule? Nur noch mit dem Fahrrad zur Schule?
Konkretes, privates Engagement wird von den Streikenden gern gesehen. Wenn gerade diese sich auch immer wieder mit dem Vorwurf, persönlich nichts für kleinere ökologische Fussabdrücke zu tun, befassen müssen.

Darum geht es ihnen hier und heute aber nicht. Mit ihren Aktionen möchten sie „die Einflussreichen in Politik und Wirtschaft” zum Handeln bewegen. Sie haben klare Forderungen. Etwa die Ausrufung des Klimanotstandes, wie zuletzt in Basel am 20.02.2019 geschehen.

Der Klimawissenschaftler Hanspeter Schmid bezieht ebenso Position zugunsten der Streikenden. In seiner Jugend habe die Schulleitung auf vergleichbares Verhalten noch bedeutend strenger reagiert. Seiner Meinung nach geht der Dialog zwischen Schulleitung und Schülerschaft in die richtige Richtung.

Die Diskussion flacht während den zwei Stunden nicht ab. Offensichtlich nicht ganz unparteiisch ist die Moderation nicht förderlich für das erst noch sachliche Gespräch. Dies zeigt sich hauptsächlich dadurch, dass sie Kritik an der Bewegung nur oberflächlich behandelt.

Nach der Diskussion wird wohl kaum jemand seine Meinung grundlegend geändert haben. Einsichten aus verschiedenen Perspektiven gab es allerdings einige.