Fernunterricht in der Fachgruppe Psychologie

Fachgruppenvorsitzender der Fachgruppe Psychologie/Pädagogik ist Domenico Pulli. Er hat sich unseren Fragen gestellt. Zudem bildet er damit den Abschluss unserer Fernunterrichtsreihe.

Haben Sie eine allgemeine Herangehensweise für Ihre Fachgruppe vorgeschrieben? Wenn ja, welche wäre das? (Direkter Austausch, Arbeitsaufträge etc.)

Wir haben keine allgemeine Herangehensweise vorgeschrieben, stehen aber immer über TEAMS in Kontakt und tauschen unsere Erfahrungen aus.

Viele Deutschlehrpersonen haben gemeinsam die Video-Tutorials zu TEAMS konsultiert und sich bei offenen Fragen unterstützt. In diesem Sinne ist der Konsens der Fachgruppe, dass der Fernunterricht über TEAMS durchgeführt wird.

Glauben Sie, dass in diesen zwei Wochen bis zu den Frühlingsferien die Schülerinnen und Schüler produktiv arbeiten und davon profitieren können?

Es ist darauf zu achten, dass den Schülerinnen und Schülern genügend Zeit gegeben wird, grössere und längere Aufträge auszuführen. Für Schülerinnen und Schüler, die es sich schon im Regelunterricht gewohnt gewesen sind, selbständig zu arbeiten, tut der Fernunterricht in Ihrem Lernprozess kein Abbruch. Für Schülerinnen und Schüler, die Mühe haben, Aufträge selbständig und termingerecht auszuführen, kann der Fernunterricht eine grosse Herausforderung sein. Diesen Schülerinnen und Schülern gilt von uns Lehrpersonen ein grosses Augenmerk. Sie müssen unterstützt und begleitet werden – sei es durch Rückfragen oder regelmässigem Austausch per Video-Call sowie Chat.

Worin sehen Sie persönlich Chancen im Fernunterricht?

Der Fernunterricht birgt grosse Chancen, da es den Unterricht – auch nach dem Lockdown – bereichern  kann. Der Aufbau von TEAMS ist sehr intuitiv und ermöglicht neue Lehr- und Lernformen. So können beispielsweise Aufsatzbesprechungen oder allgemein Feedbacks von Lehrpersonen auf Video aufgenommen werden und an Schülerinnen und Schülern verteilt werden. Diese können die Aufnahmen zu Hause (oder auch im Unterricht) gleichzeitig  anschauen. Die mühsame Unterrichtsgestaltung, dass Einzelbesprechungen überhaupt während des Unterrichts vorgenommen werden können, entfällt. Ein klarer Vorteil! Mit anderen Worten: Lehrpersonen können spezifischer und gezielter Schülerinnen und Schüler im Schreib- oder allgemein im Lernprozess begleiten.

Die Kombination von TEAMS und OneNote ermöglich es zudem, dass Lehrpersonen im ganzen Lernprozess einer Schülerin oder eines Schülers Einblick haben und bei Lernschwierigkeiten schneller und direkter reagieren können. Dafür ist es zentral, dass Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler im permanenten Austausch sind.

Worin bestehen die grössten Risiken?

Von Schülerinnen und Schüler wird eine hohe Eigenverantwortung für das Lernen abverlangt. Das Hauptrisiko ist nun, dass Schülerinnen und Schüler sich im Lernprozess alleine gelassen fühlen. Dem gilt es vehement entgegenzutreten – sei es mit der Online-Präsenz der Lehrperson, durch Rückfragen oder mittels eines ritualisierten Austausches.

Ein weiteres Risiko des Fernunterrichts ist die Vereinsamung. Studien zeigen, dass Lernen immer auch ein sozialer Prozess ist. Entsprechend müssen Gefässe des Austausches geschaffen werden.

Schülerinnen und Schüler, welche Mühe haben, ihr eigenes Lernen zu steuern und zu organisieren, laufen Gefahr, schnell überfordert zu sein.

Was empfiehlt die Fachgruppe, damit die Zeit Zuhause erträglicher wird?

Ich empfehle, bei Fragen unmittelbar die Lehrperson oder Mitschülerinnen und -schüler zu kontaktieren. Zudem sollten Lernpartnerschaften gebildet und Stoff oder Aufträge gemeinsam ausgeführt sowie besprochen werden – und auch den Lehrpersonen mal rückmelden, ob der Stoffumfang oder die Aufträge in der vorgesehen Zeit bewältigt werden können. Lernen ist schliesslich ein gemeinsamer Prozess, der von beiden Seiten – Schülerinnen und Schülern als auch Lehrpersonen – konstruiert, gesteuert und überwacht werden muss.