Fernunterricht in der Fachgruppe Wirtschaft und Recht

Fachgruppenvorsitzender der Fachgruppe Wirtschaft und Recht ist Ueli Albrecht. Er hat sich unseren Fragen gestellt.

Haben Sie eine allgemeine Herangehensweise für Ihre Fachgruppe vorgeschrieben? Wenn ja, welche wäre das? (Direkter Austausch, Arbeitsaufträge etc.)
Es ist nicht die Aufgabe der Fachgruppenleitungen, anderen etwas vorzuschreiben. Wir wurden ja direkt nach der BU1 und sozusagen “¨über Nacht”  mit der neuen Herausforderung “Fernunterricht” konfrontiert. Jede und jeder musste sich überlegen, wie er/sie dies am besten umsetzen kann.
Wir sind froh, dass ausser ein paar Viertklässlern alle Schülerinnen und Schüler seit der 1. Klasse mit einem persönlichen Gerät arbeiten, und somit schon einige Erfahrungen mit digitalen Plattformen usw. gesammelt haben.
Wir versuchen, uns an die Vorgaben der Schulleitung zu halten, laden also entweder die Materialien ins Netz bis 07.30 am Morgen des Tages, an dem die Lektion(en) stattfinden würden, oder treffen uns zum “Live”-Unterricht zur vorgesehenen Lektionszeit, oder stellen Aufträge über mehrere Lektionen zur Bearbeitung im eigenen Tempo.
Wir lernen viel und tauschen Tipps aus, was sehr zeitintensiv ist, aber so bleibt man in Kontakt und kann voneinander profitieren.
Glauben Sie, dass in diesen zwei Wochen bis zu den Frühlingsferien die Schülerinnen und Schüler produktiv arbeiten und davon profitieren können?
Ich glaube, dass es ähnlich ist wie im gewöhnlichen Unterricht: wenn man den Schülerinnen und Schülern etwas bietet, an dem sie sich gut orientieren können, das sie motiviert und zum Nachdenken und selbständigem Arbeiten anregt, dann kann durchaus produktive Arbeit dabei herauskommen. Immer vorausgesetzt, dass die Schülerinnen und Schüler zu Hause eine Situation vorfinden, in der sie auch in Ruhe arbeiten können. Und Eltern, denen das wichtig ist. 
Worin sehen Sie persönlich Chancen im Fernunterricht?
Die Schülerinnen und Schüler können viel lernen, insbesondere was die Selbstorganisation und die Zeiteinteilung, das selbständige Einholen von Feedback und Antworten auf Fragen und die Balance zwischen konzentrierten Phasen und Pausen betrifft. Alles Kompetenzen, welche im Studium sehr wertvoll sein werden. Im Vergleich zum “regulären” Unterricht könnt ihr selber das Tempo der Aufgabenbearbeitung bestimmen, was zu schönen Erfolgserlebnissen führen kann.
Wie oben schon gesagt, gilt dasselbe für die Lehrerinnen und Lehrer. Wir werden grosse Lernfortschritte machen, was die digitale Lernumgebung betrifft. Einige sind schon weit, andere erst am Anfang.
Nicht zuletzt lernt auch die Schulleitung, wie man eine Schule in einer solchen Situation führen soll und was man beim nächsten Mal anders machen würde.
Worin bestehen die grössten Risiken?
Mit der Vorgehensweise der KSBG ist das Risiko, dass einige Schülerinnen und Schüler mit Arbeit zugedeckt werden, andere mit der Selbstorganisation überfordert sein werden, wieder andere keinen Strich machen, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Findet man den Einstieg in den ersten Tagen nicht, könnte man abgehängt werden, weiss man sich nicht zu motivieren, könnte die Einsatzbereitschaft in den nächsten Wochen laufend abnehmen. Nicht ein Risiko, aber ein Nachteil ist, dass die Distanz zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern und auch zwischen Schülerinnen und Schülern grösser wird. Den persönlichen Kontakt kann man durch nichts ersetzen, nur ergänzen.
Was empfiehlt die Fachgruppe, damit die Zeit Zuhause erträglicher wird?
Ich kann nicht für die Fachgruppe sprechen, aber ich empfehle, was ich auch sonst für wichtig halte: “Work-Life-Balance”: Tage einteilen, richtig konzentriert arbeiten wenn Arbeitsphasen angesagt sind, in den Pausen dafür richtig abschalten, Sport machen, Hobbies pflegen so gut es geht, auf einander Rücksicht nehmen, wenn alle zu Hause sind.
Werden Sie fortan Coronavirus auch als Auslöser für eine volkswirtschaftliche Rezession als korrekt bewerten? 😉
Ich behaupte mal, wir Wirtschaftslehrpersonen haben schon immer erklärt, dass verschiedene “externe” Einflüsse gesellschaftlicher, ökologischer, ökonomischer und technologischer Art die Konjunktur beeinflussen können. Bestimmt also auch eine Pandemie. In der VWL wird das Jahr 2020 sowie das Jahr 2008 mit der weltweiten Finanzkrise wohl immer eine spezielle Bedeutung behalten, die wirtschaftliche Entwicklung wird stark von den Massnahmen gegen die Verbreitung des Virus gezeichnet sein.