Wir sind nicht die ersten

Wir sind nicht die ersten die eine Schulschliessung miterleben. Schon im Jahr 1918 musste die KSBG aufgrund einer Grippen-Epidemie geschlossen werden. Wie haben es die Schüler wohl damals aufgenommen? Wo liegen die gravierenden Unterschiede zwischen ihnen und uns?

In den letzten Wochen haben wir uns mit unseren vier Wänden ein wenig bekannter gemacht. Die KSBG ist weit entfernt von uns. Der Unterricht findet über Microsoft Teams statt. Wer hätte gedacht, dass es dieses Jahr noch so weit kommen würde? Hätte überhaupt jemals jemand erwartet, dass die Schule aufgrund einer Pandemie namens “Coronavirus” geschlossen wird? Die Antwort würde bei einer imaginären Umfrage auf “Nein” herauslaufen. Doch unsere Schule wurde nicht zum ersten Mal aufgrund eines Virus geschlossen. Nämlich musste die KSBG aufgrund der Grippeepidemie von 1918 auch geschlossen werden. Die Schule wurde damals am 23. Juli 1918 geschlossen. Der erste Versuch der Wiedereröffnung geschah am 23. September 1918. Die Grippe holte die Schule aber schnell wieder ein und sie musste wiederholt geschlossen werden. Der Unterricht konnte erst am 18. November 1918 weitergeführt werden.[1]

In der Hoffnung, dass es bei uns schneller geht, muss unsere Generation annehmen das sie nicht die ersten sind die mit einer Schulschliessung zu kämpfen haben. Trotzdem wird es eine Geschichte bleiben, die wir unseren Enkelkindern erzählen können.

Wie im Jahr 1918 sitzen auch wir momentan zuhause. Der einzige Unterschied: Wir haben das Internet. Es ermöglicht uns trotzdem in Kontakt zu bleiben und sogar den Unterricht halbwegs durchzuführen. Ob das nun über Microsoft Teams oder über einen E-Mail-Auftrag abläuft, kommt nicht darauf an. Die Schüler der KSBG im Jahr 1918 hatten diese Möglichkeit nicht. Höchstwahrscheinlich wurden sie einfach anfangs Schulschliessung mit einem Haufen Aufgaben beladen und mussten Sie alle allein durcharbeiten. Unvorstellbar für uns oder nicht? Während sie sicherlich auch mit ihrer Konzentration zu kämpfen hatten, ist für uns heute die Ablenkung viel grösser.

Das Handy klingelt – eine neue Nachricht. Auf Youtube gibt es ein neues Video, das man sich anschauen will und auf Netflix ist gerade die neue Staffel der Lieblingsserie erschienen. Wir haben viel mehr Möglichkeiten, um uns abzulenken. Anstelle die Mathematik Aufgaben zu lösen, schaut man sich das Youtube Video an. Wie haben sich wohl die Kantonsschüler im Jahr 1918 abgelenkt? Möglicherweise sind sie über Briefe in Kontakt mit ihren Mitschülern geblieben. Ein kleiner Spaziergang ist wohl, wie bei uns, auch drin gelegen. Es ist schwierig sich vorzustellen, wie sie in dieser Situation durch den Alltag gekommen sind. Schwieriger war es sicher, denn wir können uns nicht nur zur Unterhaltung Youtube-Videos anschauen, sondern auch, um unsere Aufgaben zu verstehen. Das Internet bietet uns viele Möglichkeiten an, welche die Schüler 1918 nicht hatten.

In einem Punkt können wir uns sicher einigen mit den Schülern der KSBG aus dem Jahr 1918: Der Präsenzunterricht fehlt uns. Unsere vier Wände werden schnell langweilig. Es fehlt die Abwechslung im Alltag. Der persönliche Austausch mit Mitschülern und Lehrern fehlt. Im Allgemeinen wird uns bewusst, wie wichtig  der menschliche Kontakt ist. Bis zu einem gewissen Mass können wir die die Schüler 1918 nachvollziehen und mit ihnen mitfühlen. Hätten sie wohl gedacht, dass es wieder so weit kommen wird?

[1] (Baumann & Noger, 2006)

Titelbild: https://de.wikipedia.org/wiki/Kantonsschule_am_Burggraben